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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Einigung erzielt im Konflikt bei Gate Gourmet Heathrow

An die IUL Web-Site geschickt am 10-Oct-2005

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Die Transport and General Workers Union (T&G) und Gate Gourmet hat in dem Konflikt, der am 10. August begonnen hatte, als dieser Flugliniencaterer im Flughafen Heathrow fast 800 Arbeitnehmer entlie�, eine Einigung erzielen k�nnen.

Obwohl die urspr�ngliche Zahl der entlassenen Arbeitnehmer rasch auf 670 abgesenkt wurde - nachdem Gate Gourmet zur Kenntnis genommen hatte, dass sich unter den wegen "illegaler Beteiligung an einem Arbeitskampf" Entlassenen auch Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Jahres-, Kranken- und Mutterschaftsurlaub befanden - �nderte sich nichts an den skandal�sen Begleitumst�nden des Falls. In dem Ma�e, wie sich die schm�hlichen Hintergr�nde f�r das Vorgehen von Gate Gourmet immer deutlicher abzeichneten, wurde das Verhalten des Unternehmens in der �ffentlichkeit zunehmend angegriffen, und sein Ruf wurde von Tag zu Tag schlechter.

Bereits Monate vor den Entlassungen hatte Gate Gourmet mit der T&G �ber Zugest�ndnisse bei den L�hnen und Arbeitsbedingungen verhandelt, um die finanzielle Zukunft seiner T�tigkeiten im Vereinigten K�nigreich abzusichern. Tats�chlich stand Gate Gourmet unter dem Druck seiner Muttergesellschaft, des in den USA beheimateten Investmentunternehmens Texas Pacific Group (TPG), seine Betriebsergebnisse zu verbessern. Wie berichtet wurde, entwickelte die TPG sogar einen Plan, um Gate Gourmet Kosteneinsparungen und den Anlegern h�here Renditen zu erm�glichen. Gate Gourmet schw�rt zwar, dass dieser Plan nie umgesetzt und nicht einmal ernsthaft in Erw�gung gezogen wurde, doch weist er eine geradezu unheimliche �hnlichkeit mit dem tats�chlichen Geschehen auf: Arbeitnehmer wurden zu einer Arbeitsniederlegung provoziert, die sodann als Vorwand genutzt wurde, um Massenentlassungen vorzunehmen und Ersatzarbeitnehmer von au�erhalb des Vereinigten K�nigreichs einzufliegen, die durch eine zuvor von Gate Gourmet ausschlie�lich f�r diesen Zweck geschaffene Arbeitsvermittlungsagentur angeworben worden waren.

Diese somit f�r einen Subunternehmer t�tigen Arbeitnehmer verdienen noch weniger als die bereits schlecht bezahlten Arbeitnehmer, die von Gate Gourmet direkt besch�ftigt werden.

Unter dem Zwang, die Renditen f�r die TPG-Anleger zu steigern, �bte Gate Gourmet nicht nur Druck auf die T&G aus, sondern auch auf seinen wichtigsten Kunden British Airways, von dem es Zugest�ndnisse beim geltenden Vertrag forderte. British Airways hat inzwischen einen neuen Vertrag mit g�nstigeren Bedingungen f�r Gate Gourmet akzeptiert, dabei jedoch darauf hingewiesen, dass die Vertragserf�llung eine Einigung zwischen Gate Gourmet und der T&G bedinge.

W�hrend mehr als 600 entlassene Arbeitnehmer und ihre Freunde t�gliche Protestkundgebungen auf dem Gel�nde au�erhalb des Flughafens Heathrow veranstalteten, verhandelte die T&G weiter mit dem Unternehmen �ber die Wiedereinstellung aller entlassenen Arbeitnehmer. Ende August wurden im Rahmen eines Kompromissvorschlags allen Arbeitnehmern von Gate Gourmet, und zwar sowohl den entlassenen als auch den immer noch besch�ftigten, freiwillige Entlassungsabfindungen angeboten. Diese L�sung wurde jeoch alsbald in Frage gestellt, als das Unternehmen darauf bestand, selbst dar�ber zu entscheiden, wer f�r diese Abfindung in Frage komme, und in der �ffentlichkeit verk�ndete, dass sogenannte "St�renfriede" nicht wiedereingestellt w�rden.

Nach den Worten von T&G-Generalsekret�r Tony Woodley wird die von einer �berw�ltigenden Mehrheit der Arbeitnehmer am 28. und 29. September gebilligte Einigung " ... bewirken, dass die gro�e Mehrheit unserer Mitglieder an ihre Arbeitspl�tze zur�ckkehrt oder freiwillig ausscheidet. Die �brigen, die aufgrund der vor dem Konflikt entwickelten Pl�ne des Unternehmens zwangsweise entlassen worden w�ren, haben jetzt eine Interessensvertretung und die M�glichkeit, ein Einspruchsverfahres einzuleiten, dass in Gestalt eines fairen Prozesses ablaufen wird. Aber selbst diese Mitglieder erhalten jetzt zumindest eine Abfindung, w�hrend sie nach der Entlassung nichts erhalten h�tten".

Die T&G hat allen gedankt, die sie und die entlassenen Gate Gourmet Arbeitnehmer w�hrend dieses Kampfes unterst�tzt haben. Als die Krise ausbrach, mobilisierten die IUL und die Internationale Transportarbeitnehmer-F�deration (ITF) rasch Unterst�tzung bei den Mitgliedsverb�nden, denen Arbeitnehmer im Flugliniencatering angeh�ren. �ber LabourStart wurden fast 8 000 Protestbotschaften an Gate Gourmet gesandt, und es wurden Beitr�ge f�r den H�rtefonds gesammelt, den die T&G f�r die entlassenen Arbeitnehmer eingerichtet hatte.

Nunmehr ist die Voraussetzung daf�r geschaffen worden, dass der neue Vertrag mit British Airways in Kraft tritt. Es gibt jedoch keinen Grund zu der Erwartung, dass die f�r Gate Gourmet vorteilhafteren wirtschaftlichen Bedingungen an die Arbeitnehmer weitergegeben werden. Die Arbeitnehmer waren die Opfer eines trickreichen Plans, mit dem Gate Gourmet h�here Renditen f�r seine Anleger anstrebte, und einer wirtschaftlichen Auseinandersetzung zwischen Gate Gourmet und seinem wichtigsten Kunden. Und dank der im Vereinigten K�nigreich geltenden Gesetze konnte Gate Gourmet agieren, ohne eine Strafe bef�rchten zu m�ssen.

Die T&G musste in einem arbeitnehmerfeindlichen Umfeld man�vrieren, das f�r die Realit�ten hart arbeitender, aber schlecht bezahlter Dienstleistungsarbeitnehmer v�llig unempf�nglich ist. Diese d�stere Episode im Bereich der Arbeitsbeziehungen hat nachdr�cklich deutlich gemacht, wie dringend Gesetzesreformen sind, um die krassen Unterschiede zwischen den M�glichkeiten und Mitteln auszugleichen, die der Arbeitnehmerseite und dem Kapital zur Verf�gung stehen. Die Diskussion im Vereinigten K�nigreich l�uft und muss auch von der Gewerkschaftsbewegung in anderen L�ndern aufgegriffen werden. Wenn wir die Interessen der arbeitenden Menschen auch weiterhin wirksam verteidigen und verletzbare Gruppen in unseren Gesellschaften sch�tzen wollen, k�nnen wir nicht zulassen, dass unsere F�higkeit, den kollektiven Druck unserer Mitgliederschaft einzusetzen, in irgendeiner Weise geschm�lert wird.