IUF logo; clicking here returns you to the home page.
IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Keine Samba für die Arbeitnehmer von InBev

An die IUL Web-Site geschickt am 12-Dec-2005

Diesen Artikel an eine/n Bekannte/n weiterleiten.



Von der CSC Alimentation et Services, Belgien veröffentlichter Artikel (http://csc-alimentation-service.csc-en-ligne.be/)

Belgien, das Land des Bieres, ist nur ein Wassertropfen im Ozean InBev, dem heute größten Brauereiunternehmen der Welt. Aber jedes zweite in Belgien getrunkene Bier stammt aus einer der vier InBev-Brauereien im Königreich (in Jupille für Jupiler, in Loewen für Stella Artois, in Hoegaarden für Blanche und in Leeuw-Saint-Pierre für die Marke Kriek Belle Vue).

Nach Ansicht der InBev-Chefs, die seit der Fusion bereits eine Reihe von Produktionsstätten geschlossen haben, gibt es in Belgien zu viele Brauereien. Sie wollen deshalb eine Umstrukturierung vornehmen, die in erster Linie den Verlust von 232 (von 2 898) Arbeitsplätzen sowie die Verlagerung von Tätigkeitsbereichen (insbesondere von Hoegaarden nach Jupille) bedeutet.

Für die Gewerkschaften kommt diese Ankündigung wahrlich nicht überraschend. Obwohl der Konzern für 2005 gute Ergebnisse erzielt hat, fürchten sie seit einiger Zeit die negativen Folgen dieser Fusion für das Personal und die Gewerkschaften selbst. Auf jeden Fall lassen eine ganze Reihe Hinweise von Gewerkschaften im Ausland hierauf schließen. Deshalb hat es die Internationale Union der Lebensmittelarbeitnehmer IUL für zweckmäßig gehalten, ein Treffen der Gewerkschaften bei InBev weltweit zu veranstalten. Sie hatte deshalb die belgischen Gewerkschaften angefragt, sich an den Kosten einer Weltkonferenz über InBev zu beteiligen, und die CSC Alimentation et Service hat auf diese Anfrage positiv reagiert. In die Solidarität und die internationale Zusammenarbeit zu investieren, ist in der Tat das einzige Mittel, um in multinationalen Unternehmen wie InBev ein Gegengewicht zu schaffen.

Ein internationales Gegengewicht

Diese Konferenz fand am 13. und 14. November in Sao Paulo in Brasilien statt und vereinigte 45 Teilnehmer aus 17 Ländern. Insbesondere die Berichte der brasilianischen Teilnehmer sagten viel über den schlechten Ruf von Ambev aus. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren 13 000 Arbeitnehmer ohne jeglichen sozialen Ausgleich entlassen. Da die soziale Sicherheit in Brasilien kaum entwickelt ist, stürzten diese Arbeitnehmer ungeschützt in die Armut.

Die Direktion führt das Unternehmen wie eine Armee. "Wir müssen diesen Krieg gewinnen", "unser neuestes Schlachtfeld: dieser Sommer". Solche Sprüche werden den Arbeitnehmern immer wieder eingehämmert. Und das Zauberwort heißt Flexibilität und gilt sowohl in Bezug auf die Arbeitszeiten als auch für die Vergütung.

Ein brasilianischer Kollege begrüßte die belgische Delegation sarkastisch mit den Worten: "Willkommen bei InBev, willkommen in der Hölle". Alles scheint tatsächlich darauf hinzudeuten, dass nach der Auffassung der InBev-Konzernleitung die brasilianische Art der Unternehmensführung in allen Betrieben des Konzerns praktiziert werden sollte. "Wir werden jetzt von Leuten geführt, die nur noch an die Rentabilität denken. Das verspricht uns in Kürze phantastische Veränderungen", meinte abschließend Manuel Garcia Caballero, Delegierter der CSC in der Brauerei Jupille, der auch an dieser Konferenz teilnahm.

Gewerkschaftsfeindliche Haltung

Die Teilnehmer bekundeten auch ihre Solidarität mit Bozo Perovic. Dieser Gewerkschaftsführer aus Montenegro wurde von InBev entlassen. Dabei ignorierte die Unternehmensleitung die Entscheidung des montenegrinischen Arbeitsgerichts, dass er wieder eingestellt werden müsse. Dadurch ist Bozo ungewollt zu einem Symbol der gewerkschaftsfeindlichen Haltung geworden, die InBev zuweilen einnimmt.

Die Konferenz ermöglichte ferner einen Informationsaustausch über die weltweit durchgeführten Untersuchungen und Umstrukturierungen. Die einzelnen Unternehmen und Dienste werden sehr sorgfältig miteinander verglichen und müssen gegeneinander konkurrieren. Deshalb müssen auch die Unternehmensdelegationen über die Grenzen hinweg besser zusammenarbeiten. Dieses Treffen hat hierzu den Weg gebahnt: Es wurden Entscheidungen getroffen, um das gewerkschaftliche Vorgehen auf weltweiter Ebene besser zu koordinieren. Informationen können künftig über eine besondere Internetseite ausgetauscht werden, und es wird Solidaritätsaktionen geben.

Schließlich hat die Konferenz auch bereits ein erstes konkretes Resultat erbracht, indem die Gewerkschaften zahlreicher über ganz Brasilien verstreuter InBev-Brauereien einen landesweiten Gewerkschaftsausschuss gründeten. Ein guter Anfang, um gegen die herrschenden Unterschiede vorzugehen und einen Dialog mit der Unternehmensleitung zu entwickeln...