IUF logo; clicking here returns you to the home page.
IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Gewerkschaft bei Nestlé Korea bewirkt Konfliktlösung, Streikaktion vermieden

An die IUL Web-Site geschickt am 24-Mar-2006

Diesen Artikel an eine/n Bekannte/n weiterleiten.



Nachdem die Verhandlungen monatelang gestockt hatten, weil die Unternehmensleitung Verhandlungen in Treu und Glauben ablehnte, konnte die Gewerkschaft bei Nestlé Korea (NKLU) endlich eine Vereinbarung bewirken und damit die strittigen Probleme Arbeitszeit und Urlaubsanspruch regeln.

Am Abend des 13. Januar 2006 erzielten der NKLU-Vorsitzende und der Unternehmensvertreter eine Vereinbarung über die Einführung der Fünftage-Woche. Am folgenden Tag wurde diese Vereinbarung bei einer Urabstimmung der Gewerkschaftsmitglieder gutgeheißen, wobei 88,8% der Mitglieder für ihre Annahme stimmten.

Im Rahmen der neuen Regelung werden auch die Löhne für 2004-2005 (über die 2003 vereinbarten Steigerungen hinaus) rückwirkend erhöht, für die Zeit von Juni 2005 bis Juni 2006 jedoch eingefroren. Verglichen mit dem Anstieg um 3% im Jahr 2003 wurden die Löhne somit für den Zeitraum Juni 2004 - Juni 2005 rückwirkend um 5,5% erhöht (was unter Einbeziehung der automatischen lohnabhängigen Dienstalterszulagen [Hobong] einem Anstieg um 7,5% entspricht).

NKLU-Mitglieder stimmen für Streikmaßnahmen, weil die Unternehmensleitung Verhandlungen ablehnt

Am 9. November führte die NKLU eine erfolgreiche Streikabstimmung durch, an der sich 97% der Mitglieder beteiligten und wobei 72% aller Mitglieder für den Streik stimmten.

Auch nach dieser Urabstimmung wurde die Situation durch das Verhalten der Unternehmensleitung verschärft, die ihren Standpunkt zu Urlaub und Arbeitszeit erneut änderte und schlechtere Bedingungen vorschlug, was die Fortsetzung der Verhandlungen unmöglich machte.

Als der Streiktermin näher rückte, weigerten sich die Gewerkschaftsmitglieder, Überstunden zu machen und an den Wochenenden zu arbeiten, womit der Druck auf die Unternehmensleitung erhöht wurde, Verhandlungen in Treu und Glauben aufzunehmen und eine Regelung zu finden.

Nachstehend die Ende November vorigen Jahres an alle Mitgliedsverbände, die Nestlé-Arbeitnehmer vertreten, gerichtete Mitteilung, worin sie auf die Möglichkeit eines Streiks in Korea aufmerksam gemacht wurden:

Seit Mai 2004 lässt die Unternehmensleitung von Nestlé Korea keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie nicht bereit ist, Verhandlungen in Treu und Glauben mit der Gewerkschaft bei Nestlé Korea (NKLU), einem Mitgliedsverband der IUL, zu führen. Sie hat vielmehr mit einer Reihe illegaler und unfairer Arbeitspraktiken versucht, die Gewerkschaft für ihre erfolgreiche Streikaktion im Jahr 2003 zu bestrafen. Der Konflikt 2003 wurde in fairer und gesetzmäßiger Weise beigelegt, es wurden neue tarifvertragliche Bestimmungen vereinbart, die den ursprünglichen Forderungen der Gewerkschaft entsprachen, und die Gewerkschaftsmitglieder kehrten in gutem Glauben an ihre Arbeitsplätze zurück, mit der Absicht, wieder ihre alten Aufgaben zu übernehmen. Dennoch hat die Unternehmensleitung versucht, die allgemeine Moral zu untergraben und die Gewerkschaft zu bestrafen, indem sie Verhandlungen in Treu und Glauben ablehnte, was dazu geführt hat, dass sich die Gewerkschaftsmitglieder vom Unternehmen verraten fühlen.

Besonders besorgniserregend ist der Standpunkt der Unternehmensleitung, dass die im Tarifvertrag vorgesehenen Feiertage und Arbeitszeiten nicht für Arbeitnehmer gelten sollen, die nach der Unterzeichnung des Vertrags eingestellt wurden. Damit würden Diskriminierungen bei den Löhnen und Nebenleistungen institutionalisiert und neuen Arbeitnehmern bestimmte tarifvertraglich vereinbarte Leistungen und Ansprüche verweigert werden - eine Situation, die für die Gewerkschaft natürlich unannehmbar ist.

Am 28. Oktober 2005 kam die Regionale Arbeitsbeziehungskommission zu dem Schluss, dass Vermittlungsversuche gescheitert seien und eine weitere Vermittlung nicht möglich sei. Damit wurde der Weg für mögliche Streikmaßnahmen eröffnet. Bei einer von der NKLU am 9. November durchgeführten Urabstimmung sprach sich eine überwältigende Mehrheit der Mitglieder (72%) für Streikmaßnahmen aus.

In der 52. Runde der Tarifverhandlungen, am 17. November 2005, erwartete die NKLU eine Fortsetzung der Gespräche, doch die Unternehmensleitung wich plötzlich von ihrer bisherigen Linie ab und unterbreitete einen völlig neuen Vorschlag, der auf die Verkürzung des Monatsurlaubs hinauslief. Damit wurde eine Vereinbarung unmöglich gemacht.

Angesichts der sich verschlechternden Situation und der anhaltenden Weigerung der Unternehmensleitung, die Gewerkschaft anzuerkennen, indem Verhandlungen in Treu und Glauben geführt werden, fordern wir alle bei Nestlé vertretenen IUL-Mitgliedsverbände auf, sich auf die Möglichkeit von Streikmaßnahmen der NKLU einzustellen. Sollte es zu einem Streik kommen, werden wir die Mitgliedsverbände bitten, Solidaritäts- und Unterstützungsbotschaften zu senden und die Angelegenheit bei ihren jeweiligen Unternehmensleitungen zur Sprache zu bringen. Darüber hinaus werden wir Mitgliedsverbände, die Arbeitnehmer in Kaffeepulverbetrieben vertreten, auffordern, dafür Sorge zu tragen, dass keine zusätzlichen Produktionsmengen verwendet werden, um Produktionsausfälle durch einen Streik im koreanischen Betrieb auszugleichen. Sollte es tatsächlich zu einem Streik kommen, werden euch weitere Informationen hierüber zugehen.


Obwohl eine Regelung erzielt und der Streik vermieden werden konnte, hat die Gewerkschaft keinen Zweifel daran gelassen, dass sie bereit ist, bei der nächsten Verhandlungsrunde Widerstand gegen eine Weigerung der Unternehmensleitung, Verhandlungen in Treu und Glauben zu führen, und Versuche, in Gewerkschaftstätigkeiten einzugreifen, zu leisten. Solche unfairen Praktiken werden nicht toleriert werden, und Streikmaßnahmen werden solange im Bereich des Möglichen liegen, wie sich die Unternehmensleitung weigert, die Gewerkschaft zu respektieren.