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Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Europäische Gewerkschaften protestieren vor der InBev-Zentrale gegen Umstrukturierung, Schließungen und Entlassungen – belgische Brauereiarbeiter im Streik

An die IUL Web-Site geschickt am 06-Apr-2006

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Am 28. März versammelten sich InBev-Arbeitnehmer/innen aus ganz Europa zu einer Kundgebung im belgischen Leuven, um ihre Unterstützung für den Streik der belgischen Gewerkschaften zu demonstrieren, zu dem diese nach dem Scheitern der offiziellen Schiedsgespräche am 9. März aufgerufen hatten. Rund 2.500 Arbeitnehmer aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Luxemburg marschierten hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Vereinigte InBev-Beschäftigte in ganz Europa“ und skandierten Slogans wie „Das Glas ist leer, aber die Taschen von InBev sind voll“, „InBevAble“ und „Vom Größten zur Pest“. Koordiniert wurde die Aktion vom europäischen IUL-Regionalsekretariat EFFAT.

Die Streikenden haben die Produktion in drei der vier belgischen InBev-Brauereien (Stella Artois, Hoegaarden und Belle-Vue) eingestellt, während in der Jupille-Brauerei nur mit eingeschränkter Kapazität gearbeitet wurde.

Im November 2005 kündigte InBev die Schließung der historischen Brauereien Hoegaarden und Belle-Vue an (siehe Hintergrundinformationen hier). Am 24. Februar 2006 berichtete das Unternehmen von einem Gewinnanstieg von 15,3 Prozent – und verlautbarte im selben Atemzug, es plane weitere Kostensenkungen durch die Fusionierung seiner europäischen Finanz-, Einkaufs- und Exportbetriebe und ihre Verlagerung nach Ungarn und in die Tschechische Republik. Damit werden 360 Arbeitsplätze zerstört.

Die Gewerkschaften haben InBev seit Januar 2006 wiederholt aufgefordert, die wichtigsten Leistungsindikatoren für die einzelnen Betriebe und die generelle Konzernstrategie für die nächsten drei Jahre offenzulegen und Verhandlungen über eine gesamteuropäische Vereinbarung über die Umstrukturierung der europäischen Betriebsbereiche aufzunehmen, die bestimmte Mindestgarantien enthalten soll. Der Konzern hat bislang alle Forderungen zurückgewiesen. InBev will nicht verhandeln; statt dessen soll der konzernweite Widerstand durch dosierte Umstrukturierungen und eine sukzessive Vernichtung der Arbeitsplätze gebrochen werden. Für die InBev-Arbeitnehmer bedeutet das ein Leben in permanenter Unsicherheit.

Vertreter der nationalen Gewerkschaften und der IUL erklärten sich während der Kundgebung mit den belgischen Gewerkschaften solidarisch und verurteilten die hinter den Umstrukturierungen stehende Gier des Konzerns. Trotz der 2005 erzielten Gewinne von 1,16 Milliarden Euro und Abfertigungen in Höhe von 31 Millionen Euro für ausscheidende Spitzenmanager fährt InBev mit der systematischen Schließung gewinnträchtiger Betriebe und jener lokalen Brauereien fort, denen es seine Spitzenmarken verdankt. Russische und ukrainische Brauereiarbeitnehmer von Sun Interbrew (InBev), Baltic Beverage Holding (BBH) und Heineken übermittelten den Demonstranten über das IUL-Büro in Moskau eine Solidaritätsbotschaft.

Die IUL unterstützt die belgischen und europäischen InBev-Arbeitnehmer und sorgt dafür, dass ihre Forderungen an die Öffentlichkeit gelangen. Wir fordern InBev auf, seine schriftlichen Vereinbarungen einzuhalten und die Gewerkschaftsrechte in der Trebjesa-Brauerei in Montenegro nicht länger zu verletzen. Sendet eine Botschaft an InBev-CEO Carlos Brito, an den Finanzchef Felipe Dutra und den Humanressourcenmanager Marc Croonen!

InBev verdankt seine heutige Position den nicht eingehaltenen Versprechen an die Arbeitnehmer. Das Versprechen, das Stewart Gilliland, Konzernchef für das Vereinigte Königreich, 2002 den britischen Gewerkschaften gab, dass die Boddingtons Brauereien in Manchester nicht geschlossen würden, war eine Lüge (siehe Hintergrundinformationen hier). Ebenfalls gelogen war die Zusage des Unternehmens zur Vereinbarung von Dubrovnik, mit der die Lage in Montenegro gelöst werden sollte. Die Behauptungen von Stefan Descheemaeker, Konzernchef für Westeuropa, die Einsparungen bei der europäischen Beschäftigung würden InBev ermöglichen, den Bierkonsum in der Region durch Rückinvestitionen anzukurbeln, entbehren jeder Glaubwürdigkeit – das Geld wird in die Dividenden fließen, in Aktienrückkäufe und in die Zulagen für die Manager. Derzeit verfolgt InBev die Strategie, in aufkommende Märkte wie Russland und China zu investieren, um mit den Spitzendividenden seines Rivalen Anheuser-Busch mithalten zu können.