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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


IUL koordiniert Bemühungen US-amerikanischer und italienischer Gewerkschaften, dem UFCW-Ortsverband 1776 dabei zu helfen, einen besseren Tarifvertrag bei Citterio USA zu erwirken

An die IUL Web-Site geschickt am 31-Jul-2006

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Am 14. Juli stimmte der Ortsverband 1776 der United Food and Commercial Workers mit großer Mehrheit für eine neue dreijährige Tarifvereinbarung mit Citterio USA, wo er im Betrieb Hazelton, Pennsylvania, USA, 175 Mitglieder hat.

Eine gemeinsame Basis für die Verlängerung der Tarifvereinbarung wurde erst gefunden, nachdem die UFCW die IUL gebeten hatte, sich mit ihren italienischen Mitgliedsverbänden in Verbindung zu setzen, um mehr Informationen über das Lohn- und Krankenversicherungssystem in Italien und den in der Citterio-Zentrale in der Nähe von Mailand, Italien, geltenden Tarifvertrag zu erhalten.

Die von der FLAI-CGIL, einer der drei der IUL angeschlossenen italienischen Lebensmittelarbeitnehmergewerkschaften, rasch geleistete Hilfe trug entscheidend dazu bei, dass das Unternehmen seine zuvor bei den Verhandlungen in seinem amerikanischen Werk eingenommene Haltung änderte.

Als im Mai der Ablauf des alten Tarifvertrags näher rückte, schlug Citterio - ein Hersteller von Fleischspezialitäten - der Gewerkschaft eine Lohnstruktur vor, in deren Rahmen geringfügige Lohnerhöhungen mit einer beträchtlichen Ausweitung der Produktionsmengen gekoppelt worden wären, und lehnte es ab, mehr als 3% der jährlichen Steigerungsraten der Krankenversicherungskosten seiner Arbeitnehmer zu übernehmen, während die Arbeitnehmer den Rest von ihrem Lohn bestreiten sollten. Die Unternehmensleitung argumentierte, da diese Regelungen in Italien eingeführt worden seien, könnten sie auch auf die amerikanischen Arbeitnehmer von Citterio angewendet werden. Tatsächlich aber war der Vorschlag von Citterio wegen der grundlegenden Unterschiede der Kranken- und Sozialschutzsysteme in den beiden Ländern völlig unangebracht und unangemessen. Trotz der wiederholten Bitten der Gewerkschaft um weitere Informationen über die Bedeutung des leistungsgebundenen Lohnsystems für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer und seine Anwendung in Italien lehnte die Unternehmensleitung die Beantwortung aller Fragen kategorisch ab.

Am 25. Mai lehnten die Citterio-Arbeitnehmer in den USA einstimmig das letzte Angebot des Unternehmens ab und erreichten eine Verlängerung des geltenden Tarifvertrags bis zum 14. Juli, was ihnen genügend Zeit ließ, die IUL zu bitten, von den italienischen Gewerkschaften im Heimatland von Citterio Informationen einzuholen. Während die Betriebsleitung der Gewerkschaft unter anderem mitteilte, dass "es bei den Konkurrenten des Unternehmens keine Gewerkschaft gibt" und "es unser Wunsch ist, in Pennsylvania zu verbleiben, wir jedoch auf die Mitarbeit aller Beteiligten angewiesen sind", erarbeitete die FLAI-CGIL eine detaillierte Darstellung des in Italien geltenden Lohn- und Krankenschutzsystems und übermittelte dem Ortsverband 1776 über die IUL den Wortlaut des italienischen Tarifvertrags mit Citterio. Daneben fanden unmittelbare Konsultationen der IUL mit den CGIL-Landesbeauftragten für Sozial- und Produktivitätsfragen statt, und die dabei gewonnenen Informationen wurden den Verhandlungsführern des UFCW-Ortsverbandes übermittelt. Aus den von der IUL eingeholten Informationen ging hervor, dass die leistungsgebundenen Lohnsysteme in Italien nur dazu dienen, Prämien zu berechnen, die zusätzlich zu dem auf Landesebene für die gesamte Branche vereinbarten Grundlohn gezahlt werden. Die Konsultationen machten ferner deutlich, dass die Gesundheitsvorsorge in Italien kein Thema bei Tarifverhandlungen ist, weil hier alle Bürger vom staatlichen Gesundheitswesen erfasst werden. Was das Unternehmen seiner amerikanischen Gewerkschaft verschwiegen hatte, war die Tatsache, dass die mit seinen italienischen Arbeitnehmern vereinbarten Krankenschutzregelungen nur eine Ergänzung zur öffentlichen Gesundheitsvorsorge darstellten, nicht aber den elementaren Gesundheitsschutz bieten sollten wie in den USA, wo die Arbeitnehmer privat für ihren Gesundheitsschutz sorgen müssen.

Sobald die Citterio-Betriebsleitung in den USA erfahren hatte, dass der Ortsverband 1776 direkte Verbindung zu seiner italienischen Schwestergewerkschaft aufgenommen und Einzelheiten über das Lohn-, Gesundheitsschutz- und Leistungsvergütungssystem in den italienischen Betrieben von Citterio erfahren hatte, wurde die Haltung des Unternehmens wesentlich nachgiebiger, und das ursprüngliche Angebot wurde geändert.

Citterio akzeptierte schließlich deutliche Erhöhungen der Stundenlöhne und zusätzliche Produktivitätsprämien, woraus sich über die nächsten drei Jahre eine durchschnittliche Steigerung der Stundenlöhne um 40 Cents ergab. Damit wurde der höchste Lohnstand in der Geschichte des Betriebs Hazelton erreicht. In Bezug auf die Krankenversicherung konnte die Gewerkschaft erreichen, dass das Unternehmen seine jährlichen Beiträge statt um die ursprünglich vorgesehenen 3 nunmehr um 11% erhöht, womit der aktuellen Entwicklung im Gesundheitswesen Rechnung getragen wird.