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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Smithfield-Arbeitnehmer setzen Forderungen durch, nachdem die Produktion im Betrieb Tar Heel wegen einer Arbeitsniederlegung zum Stillstand gekommen war

An die IUL Web-Site geschickt am 20-Nov-2006

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Mehrere hundert Arbeitnehmer, die meisten von ihnen Einwanderer, beteiligten sich am 16. und 17. November an einer spontanen Arbeitsniederlegung, durch die die Produktion im weltweit gr��ten Fleischverarbeitungsbetrieb zum Stillstand kam. Der Betrieb in Tar Heel, North Carolina, geh�rt dem transnationalen Fleischverarbeiter Smithfield Foods, der sich hartn�ckig einer gewerkschaftlichen Organisierung in dem Werk widersetzt hatte. Die Arbeitnehmer nahmen die Arbeit am 18. November wieder auf, nachdem Smithfield zum allerersten Mal zugestimmt hatte, mit einer Gruppe gew�hlter Arbeitnehmervertreter zusammenzutreffen und �ber Forderungen der Arbeitnehmer zu verhandeln.

Da die Unternehmensleitung Verhandlungen mit der United Food and Commercial Workers Union (UFCW) abgelehnt hatte - der Gewerkschaft, die 13 500 Smithfield-Arbeitnehmer in den USA und Kanada vertritt - schickten Vertreter der katholischen Kirche ihre Anw�lte und boten ihre Vermittlung an. Konfessionelle Gruppen geh�ren zu den ma�gebenden Mitgliedern der Smithfield-Gerechtigkeitskampagne, einer Koalition von Einwanderer-, B�rger- und Arbeitnehmerrechtsorganisationen und Studentengruppen, die den Kampf der Arbeitnehmer von Tar Heel f�r Gewerkschaftsanerkennung unterst�tzen.

Der Protest wurde durch einen Konflikt zwischen den Arbeitnehmern und dem Unternehmen �ber die unkorrekte Verwendung von Sozialversicherungsdaten durch Smithfield zum Zwecke der ungerechtfertigten Entlassung von Arbeitnehmern ausgel�st. In anderen Smithfield-Betrieben, in denen die Arbeitnehmer von der UFCW vertreten werden, sehen Tarifvereinbarungen ein systematisches und konstruktives Verfahren f�r Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor, nach dem solche Probleme zu l�sen sind. Die Arbeitnehmer von Tar Heel k�mpfen seit mehr als einem Jahrzehnt um einen solchen tarifvertraglichen Schutz.

Das Unternehmen r�umte ein, das Gesetz falsch ausgelegt zu haben, und stimmte den Forderungen der Arbeitnehmer zu, darunter einer Verl�ngerung der Fristen f�r die Stellungnahme zu den behaupteten Unregelm��igkeiten bei den Sozialversicherungsnummern der Arbeitnehmer, der Wiedereinstellung ungerecht entlassener Arbeitnehmer und einer Zusage, dass gegen diejenigen, die sich an der Arbeitsniederlegung beteiligt hatten, keine Vergeltungsma�nahmen getroffen werden.

Der Betrieb besch�ftigt 5 500 Arbeitnehmer und verarbeitet t�glich 32 000 Schweine, das hei�t alle 3-4 Sekunden ein Schwein. Dies hat dramatisch hohe Raten schwerer Unf�lle zur Folge. Die Entlassungen, die zu der Arbeitsniederlegung f�hrten, waren nur die letzte Episode in der langen Geschichte der unmenschlichen, gef�hrlichen und entw�rdigenden Arbeitsbedingungen, die die Smithfield-Arbeitnehmer in Tar Heel seit mehr als einem Jahrzehnt erdulden m�ssen.

Die Nationale Arbeitsbeziehungsbeh�rde (die f�r die Arbeitsbeziehungen in den USA zust�ndige Bundesbeh�rde) hat festgestellt, dass Smithfield in verbotener Weise mit Verhaftungen durch die Bundeseinwanderungsbeh�rden gedroht hat, um Arbeitnehmer einzusch�chtern, und w�hrend der Kampagnen f�r Gewerkschaftswahlen mit Einsch�chterungen, Entlassungsdrohungen und Gewalt gegen Arbeitnehmer vorgegangen ist. Ein Bericht von Human Rights Watch aus dem Jahr 2004 prangerte die unannehmbaren Sicherheits- und Gesundheitsverh�ltnisse in dem Betrieb sowie die Praxis an, Arbeitnehmern bei einem Unfall jede Entsch�digung und �rztliche Versorgung zu verweigern.

Der Streik erfolgte auf dem H�hepunkt einer Welle von Arbeitnehmeraktivit�ten in dem Betrieb und einige Monate nach dem Start der Smithfield-Gerechtigkeitskampagne. "Notwendig ist eine Dauerl�sung f�r ihre Probleme, die nur in einer Gewerkschaftsvertretung im Betrieb und einem ausgehandelten Tarifvertrag bestehen kann", meint Gene Bruskin, UFCW-Direktor der Smithfield-Kampagne.

Der erste Sieg bei Smithfield Tar Heel zeigt, dass kollektives Vorgehen Wirkung erzielt. Obwohl es sich bei den entlassenen Arbeitnehmern �berwiegend um lateinamerikanische Einwanderer handelte, unterst�tzten ihre schwarzen und wei�en Kollegen die Arbeitsniederlegung. Die Arbeitnehmer verteilten gemeinsam Handzettel, auf denen ihre Forderungen erl�utert wurden. Die Smithfield-Gerechtigkeitskampagne fand in den USA und international breite Unterst�tzung.

Am 26. Juli fand der Kampf der Arbeitnehmer von Tar Heel ein Echo in allen Smithfield-Betrieben in Polen, Frankreich und Spanien, wo europ�ische Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften einen Internationalen Gewerkschaftlichen Aktionstag zur Solidarit�t mit ihren Kollegen in Tar Heel veranstalteten. In Europa wurde diese Aktion von der IUL koordiniert.

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Obwohl eine Schlacht gewonnen wurde, dauert der Kampf der Arbeitnehmer von Tar Heel f�r ihre Organisierung und f�r Verhandlungen mit der Unternehmensleitung von Smithfield weiter an. Sein Erfolg wird f�r die wachsende Zahl der Smithfield-Arbeitnehmer in aller Welt von entscheidender Bedeutung sein.

Smithfield ist der gr��te Schweinefleischverarbeiter in der Welt und der f�nftgr��te Rindfleischverarbeiter in den Vereinigten Staaten und geh�rt zu den Hauptakteuren einer Konsolidierungswelle in der globalen Fleischverarbeitungsindustrie. Bei Ums�tzen von US$11 Milliarden im Jahr 2005 ist das Unternehmen zur Zeit dabei, seine in- und ausl�ndischen Betriebst�tigkeiten zu rationalisieren und in Gemeinschaftsunternehmen, �bernahmen und neuen Betrieben zu investieren.

In den USA schlie�t Smithfield eine Reihe von Klein- und Mittelbetrieben, deren Produktion zum Teil entweder nach Tar Heel oder in den neuen f�r US$100 Millionen errichteten Kochschinkenbetrieb in Kinson, North Carolina, der seit seiner Er�ffnung am 2. November 300 Arbeitnehmer besch�ftigt, verlegt wird. Im letzten August kaufte Smithfield die Markenfleischsparte von ConAgra und �bernahm damit auch den Truthahnverarbeiter Butterball, womit das Unternehmen zum viertgr��ten Truthahnverarbeiter in den USA wurde.

Nur einen Monat zuvor hatte Smithfield im Rahmen eines zu 50% von dem Private Equity Unternehmen Oaktree Capital mitfinanzierten Gemeinschaftsunternehmens f�r $575 Millionen die europ�ische Fleischsparte von Sara Lee �bernommen und damit 6 000 Arbeitnehmer in Belgien, Frankreich, den Niederlanden, dem Vereinigten K�nigreich, Portugal und Italien. Sara Lee Meats wurde in den franz�sischen Smithfield-Bereich "Jean Caby" eingegliedert, und beide �bernahmen werden nunmehr unter der gemeinsamen Bezeichnung "Groupe Smithfield" gef�hrt.

Zur Zeit versucht Smithfield, in Osteuropa zu expandieren, wo das Unternehmen bereits gro�e Betriebe in Polen (Animex, Morliny) und Rum�nien (Comtim, Agrotorvis) besitzt, und betreibt intensiv eine vertikale Integration. Das Unternehmen strebt f�r seine Produkte in westlichen L�ndern eine h�here Stufe der Wertsch�pfungskette an, indem es von Roh- und Halbfertigprodukten zu Aufschnitt, Fertiggerichten und Feinkostprodukten �bergeht, um so h�here Gewinnspannen zu erzielen. Osteuropa sieht Smithfield hingegen als Zugangsm�glichkeit zu gro�en Bodenfl�chen und billigen Arbeitskr�ften, riesigen Lokalm�rkten sowie zum gemeinsamen Markt der EU an. Polen und Rum�nien liefern bereits f�r die expandierenden Exportm�rkte von Smithfield, zu denen auch Japan und Korea geh�ren. Das Unternehmen betreibt eine aktive Lobbyingarbeit bei der chinesischen Regierung, damit diese ihren Markt f�r Fleischeinfuhren �ffnet. Au�erdem besitzt Smithfield Gemeinschaftsunternehmen in Mexiko, Brasilien und China.

Ungeachtet seiner wachsenden Pr�senz in der EU hat Smithfield bisher nicht auf die wiederholten Forderungen europ�ischer Gewerkschaften reagiert, �ber einen Europ�ischen Betriebsrat zu verhandeln, wie er nach europ�ischem Recht vorgeschrieben ist.