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Nestlés Arroganz schockiert das irische Arbeitsgericht

An die IUL Web-Site geschickt am 03-Jan-2007

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Der gewissenlose und rechtlich dubiose „Nestlé Weg“ zur Umstrukturierung des Vertriebs in Irland erregte den Zorn des irischen Arbeitsgerichts.

Am 22. September kündigte Nestlé die Umstrukturierung des irischen Vertriebssystems und die zwangsweise Freisetzung des Verkaufspersonals an.

Die 11 betroffenen Arbeitnehmer/innen und ihre Gewerkschaft SIPTU verweigerten eine Erörterung der Entlassungen und forderten stattdessen, über eine Beibehaltung der Arbeitsplätze zu verhandeln. Als Antwort darauf bot ihnen Nestlé die Möglichkeit eines Interviews für die voraussichtlichen neuen Posten an, die mit einer 50%-igen Gehaltskürzung verbunden wären. Später erhöhte Nestlé das Angebot auf 75% der ursprünglichen Gehälter – vorausgesetzt, das Interview verliefe erfolgreich. Die Gewerkschaft bezeichnete das als inakzeptabel und Nestlé kehrte zu seiner ursprünglichen Position zurück, die Mitarbeiter zwangsweise zu entlassen.

Nestlés Weigerung, bei den Schlichtungsgesprächen am 10. November zu kooperieren, veranlasste den Beauftragten der Kommission für Arbeitsbeziehungen, das Unternehmen in aller Schärfe zu verwarnen und den Fall an das Arbeitsgericht zu verweisen.

Am 6. Dezember setzte sich Nestlé über die Warnung des Beauftragten, dass es nichts unternehmen dürfe, was die Verhandlung und ihren Ausgang vorwegnähme, einfach hinweg, indem es den Vertriebsmitarbeiter/innen Kündigungsschreiben zustellte und ihnen mit unverzüglicher Wirkung untersagte, das Firmengelände noch einmal zu betreten.

Bei der Verhandlung am 15. Dezember erteilte das Arbeitsgericht dem Unternehmen einen scharfen Verweis, wobei die vorsitzende Richterin sagte, dass sowohl sie wie auch das Gericht über das Verhalten des Unternehmens und seine Missachtung der Verfahrensregeln entsetzt seien. Die vorsitzende Richterin ordnete das Unternehmen an, die Kündigungen mit unverzüglicher Wirkung aufzuheben, zur Kommission für Arbeitsbeziehungen zurückzukehren und mit der Gewerkschaft sinnvolle Verhandlungen aufzunehmen. Als zusätzliche Ohrfeige beauftragte das Gericht einen Verhandlungsexperten des irischen Arbeitgeberverbands IBEC mit der Vertretung des Unternehmens bei den Verhandlungen.

Für die 11 Arbeitnehmer/innen und ihre Gewerkschaft verlief die Gerichtsverhandlung gut. Ihr Kampf ist jedoch nicht vorbei. Sie bekämpfen den „Nestlé Weg“ der Umstrukturierung, bei dem langjährige, erfahrene – und loyale – Mitarbeiter entfernt werden, um sie durch neue Leute zu ersetzen, die bereit sind, für niedrigere Löhne zu arbeiten, und alle Voraussetzungen mitbringen, um ausgebeutet zu werden; sie widersetzen sich einer Umstrukturierungstaktik, die auf nichts anderes hinausläuft, als die Beschäftigten mit Abfindungen zu bestechen, um sie dazu zu bewegen, von selbst zu gehen. Den Arbeitnehmer/innen ist leider nur allzu klar, dass sie von Nestlé nichts anderes zu erwarten haben, sobald sie die gerichtlich angeordneten Verhandlungen mit dem Unternehmen aufnehmen.