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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Trotz höherer Umsätze und Gewinne plant Unilever einen 'Umbau' zur Steigerung des 'shareholder value' - 20 000 Stellen sollen gekappt werden

An die IUL Web-Site geschickt am 06-Aug-2007

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Angeregt durch steigende Umsätze und einen Gewinnanstieg im zweiten Quartal um 16% kündigte Unilever-Konzernchef Patrick Cescau gestern einen "Umbau" an, um den "shareholder value" noch stärker zu erhöhen. Das Unternehmen plant, in den kommenden vier Jahren 20 000 Stellen zu streichen - das wären 11% seiner weltweiten Belegschaft - und diese Streichungen sollen vor allem in Europa vorgenommen werden.

Laut der Branchen-Website just-food.com erklärte ein Unternehmenssprecher zur Erläuterung des Stellenkürzungsprogramms: "Im Europageschäft spielen Lebensmittel eine größere Rolle als Kosmetika, deshalb dürften die Streichungen bei Lebensmitteln stärker sein als bei Kosmetika". Unilever werde bis zu 60 Betriebe "rationalisieren oder schließen", wobei voraussichtlich 40% der Arbeitsplatzverluste im Produktionsbereich entstünden. Die bereits laufenden Stellenstreichungen in den Beneluxländern, in Frankreich und in Großbritannien seien "die erste Welle" der massiven Betriebsschließungen in Europa.

Unter dem Druck von Aktionären und Ratingagenturen hat Unilever in den letzten sieben Jahren - in denen die Gewinne ständig stiegen - 125 Betriebe geschlossen oder verkauft und dadurch die Zahl der von ihm weltweit beschäftigten Arbeitnehmer auf 179 000 halbiert, von denen 44 000 in Europa beschäftigt sind.

2003 bestätigte das Unternehmen, dass es im Rahmen seines Programms Pfad zum Wachstum unmittelbar vor Erreichung seines bereits damals gesetzten Zieles stehe, 130 Betriebe aufzugeben und den Anteil der ausgelagerten Betriebstätigkeiten von 15 auf 25% zu erhöhen. Die gemeldete Umsatzsteigerung von 3,9% im zweiten Quartal des letzten Jahres konnte weder Investmentbanken noch Ratingagenturen begeistern. Die Credit Suisse meinte hierzu, die Ergebnisse würden keineswegs "eine mutige neue Dämmerung bei Unilever" erkennen lassen. Die gestern verkündeten Pläne eines "Umbaus" fanden dagegen ein positiveres Echo. Just-food zitiert einen Analysten mit der Feststellung: "Nunmehr gibt es echte Hinweise auf eine nachhaltige Verbesserung innerhalb des Konzerns".

Durch die Arbeitsplatzvernichtungen freiwerdende Gelder sollen dazu verwendet werden, Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe im Umfang von 25 bis 30 Milliarden Euro zu finanzieren.

Die Revolution zur Steigerung des `shareholder value´ erfasst auch die indische Unilever-Tochter Hindustan Lever Limited (HLL), wo der Anstieg des Nettogewinns im zweiten Quartal um 29% Plänen Auftrieb gegeben hat, Aktien im Wert von 156 Millionen US-Dollar zurückzukaufen. Dies wäre der erste Aktienrückkauf bei HLL. Seine Ankündigung erfolgte, nachdem am 16. Juli gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer im Großbetrieb des Unternehmens in Doom Dooma in Bundesstaat Assam, der 700 Arbeitnehmer beschäftigt, ausgesperrt worden waren. Als Vorbedingung für die Aufhebung der Aussperrung fordert die Betriebsleitung, dass die Gewerkschaft ihre Funktionäre ablöst und ihren Namen ändert.

Unilever verweigert ferner nach wie vor ernsthafte Verhandlungen zur Lösung des Konflikts im Zusammenhang mit der Freisetzung von mehr als 700 Arbeitnehmern im Zuge der gesetzwidrigen Veräußerung und Schließung seines Werks in Mumbai (Bombay), die die IUL veranlasste, Klage bei der OECD einzureichen. Um eine schlagkräftige Gewerkschaft loszuwerden, organisierte HLL den betrügerischen Verkauf des Betriebs an einen Firmenmantel, demontierte sämtliche Maschinen und Geräte und zwang die Arbeitnehmer, Wäschereinigungsmittel mit der Hand zu verpacken und berief sich sodann auf die geringe Produktivität als Grund für die Betriebsschließung.