IUF logo; clicking here returns you to the home page.
IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Gewerkschaftsfeindliches Verhalten in Indien bringt Unilever erneut auf die Anklagebank bei der OECD

An die IUL Web-Site geschickt am 30-Oct-2007

Diesen Artikel an eine/n Bekannte/n weiterleiten.



Nachdem die IUL vor etwas mehr als einem Jahr Unilever vorgeworfen hat, durch die betr�gerische Ver�u�erung und Schlie�ung seines Werks in Mumbai (Bombay) in Indien eindeutig gegen die OECD-Richtlinien f�r multinationale Unternehmen versto�en zu haben, sitzt das Unternehmen erneut wegen Gewerkschaftsbek�mpfung im Bundesstaat Assam auf der Anklagebank bei der OECD.

Nach den OECD-Richtlinien f�r multinationale Unternehmen m�ssen auch ausl�ndische Tochterfirmen transnationaler Unternehmen bestimmte internationale Normen der Gewerkschafts- und Menschenrechte einhalten. Die Betriebsleitung der Hindustan Unilever Fabrik im Industriegebiet Doom Dooma in Assam hat am 15. Juli im Verlauf eines Konflikts �ber die Durchf�hrung des geltenden Tarifvertrags in brutaler Weise 700 Gewerkschaftsmitglieder ausgesperrt. Die Aussperrung wurde zu einem Feldzug gegen die Gewerkschaft, als die Betriebsleitung von den Arbeitnehmern verlangte, als Voraussetzung f�r eine R�ckkehr an ihre Arbeitspl�tze ihre Gewerkschaftszugeh�rigkeit aufzugeben und einer vom Unternehmen ins Leben gerufenen Organisation beizutreten. Als am 3. September die Aussperrung f�r beendet erkl�rt wurde, stellten sich den Arbeitnehmern, die an ihre Arbeitspl�tze zur�ckkehren wollten, am Werkstor Mitglieder der Betriebsleitung und Sicherheitskr�fte entgegen, die von allen Besch�ftigten die Unterzeichnung einer Erkl�rung verlangten, wonach sie ihre alte Gewerkschaft verlassen und der neuen arbeitgeberh�rigen Gewerkschaft beitreten wollten, ehe ihnen der Zutritt zum Werk gew�hrt wurde.

Die IUL hat deshalb in einer Eingabe an die nationale Kontaktstelle der OECD in Gro�britannien dem Mutterunternehmen skandal�se Verletzungen der OECD-Richtlinien in Indien vorgeworfen. Der Wortlaut der IUL-Eingabe kann hier im pdf-Format auf der IUL Website angeklickt werden.

Kurze Zeit nach dieser Eingabe der IUL teilte Hindustan Unilever mit, ihm sei vom Indischen Industrieverband die "Belobigung f�r bedeutende Leistungen in Gestalt einer hervorragenden Humanressourcenpolitik" verliehen worden. Die Arbeitnehmer von Hindustan Lever konnte diese Auszeichnung nicht beeindrucken. Im Rahmen einer deutlichen Ausweitung der Kampagne gegen die illegale Schlie�ung des Werks Sewri in Mumbai hat der All India Council of Unilever Unions (AICUU) in j�ngster Zeit in ganz Indien Teams eingesetzt, um die Arbeitnehmer in den neuesten Unilever-Werken, den Werken also, die die h�chsten Gewinne erwirtschaften und die erfolgreichsten Markenartikel produzieren, aufzukl�ren. Diese neueren Werke befinden sich in Bundesstaaten, die gro�z�gige Steuervorteile bieten, und ihre Produktions- und Vertriebsnetze wurden mit Hilfe der Schlie�ungen und Gewerkschaftszerschlagungen an anderen Standorten aufgebaut. Indem es einem AICUU-Team, das in nur sechs Tagen 4 500 km auf dem Landweg zur�cklegte, und einem weiteren Team, das st�ndig von der Polizei bel�stigt und verfolgt wurde, gelang, die Arbeitnehmer zu erreichen, erfuhren Tausende von Besch�ftigten dieser neuen Standorte die Wahrheit �ber die Schlie�ung des Werks Sewri: Wie Hindustan Unilever, um eine erfolgreiche Gewerkschaft auszuschalten, den betr�gerischen Verkauf an ein Scheinunternehmen organisierte, alle Maschinen aus dem Werk entfernte, die Arbeitnehmer zwang, Waschmittel mit der Hand zu verpacken, und dann schlie�lich die geringe Produktivit�t als Grund f�r die Schlie�ung anf�hrte.

W�hrend Hindustan Unilever eigene Aktien im Umfang von 156 Millionen US-Dollar zur�ckkaufte, seinen 75. Jahrestag feierte und eine Auszeichnung f�r hervorragende Humanressourcenpolitik entgegennahm, fand das Unternehmen nicht die Zeit, mit der Gewerkschaft des Betriebs in Mumbai zusammenzutreffen, was es nach den OECD-Verfahren eigentlich tun m�sste. Nach einem ersten Treffen am 19. September im B�ro der Britischen Hohen Kommission in Mumbai hat das Unternehmen ein weiteres Treffen, bei dem die Vorschl�ge der Gewerkschaft zur Beendigung des Konflikts er�rtert werden sollten, immer wieder hinausgeschoben.

Im gesamten weltweiten Unilever-System bewirkt die r�cksichtslose Steigerung des "Shareholder Value" die beschleunigte Vernichtung von Arbeitspl�tzen, um dadurch Mittel f�r Aktienr�ckk�ufe und Dividenden freizusetzen. Die Arbeitnehmer in sechs Unilever-Betrieben in den Niederlanden haben keinen neuen Tarifvertrag, seit der alte Vertrag am 30. April auslief. In drei Tarifverhandlungsrunden wurden keinerlei Fortschritte erzielt, was die Gewerkschaften am 10. Oktober veranlasste, zur Unterst�tzung ihrer Forderungen die Verhandlungen f�r 40 Stunden zu unterbrechen. Diese Forderungen lauten: Besch�ftigungsgarantien, keine erzwungenen Freisetzungen im Zusammenhang mit Umstrukturierungen, Dauerbesch�ftigungsvertr�ge f�r langfristig t�tige Arbeitnehmer von Vermittlungsagenturen und Beschr�nkungen der Besch�ftigung von Personal von Vermittlungsagenturen, Lohngleichheit f�r Arbeitnehmer von Vermittlungsagenturen und R�ckf�hrung ausgelagerter T�tigkeiten, um Tagesschichtarbeitspl�tze f�r �ltere und behinderte Arbeitnehmer zu schaffen. Die Antwort von Unilever war ein "Angebot", das 18 Seiten Angriffe gegen die geltenden Bedingungen und die Weigerung, erzwungene Freisetzungen auszuschlie�en, umfasste. Anschlie�end wurde angek�ndigt, dass drei der sechs niederl�ndischen Werke geschlossen w�rden. Die Gewerkschaften reagierten hierauf mit einer Reihe punktueller Kampfma�nahmen.

�ber die IUL entwickeln Unilever-Gewerkschaften in Europa und in der ganzen Welt Pl�ne f�r koordinierte Ma�nahmen, um Arbeitnehmer gegen die Folgen der Politik des Unternehmens zu sch�tzen, das zielstrebig kurzfristige Gewinne durch die Ver�u�erung und Schlie�ung profitabler Betriebe, durch Auslagerung und Vergelegentlichung der Besch�ftigung anstrebt.