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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


IUL fordert von Nestlé globale Arbeitsbeziehungen

An die IUL Web-Site geschickt am 20-Nov-2007

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Anlässlich des 30. Jahrestags der Dreigliedrigen Erklärung über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik veranstaltete die IAO ein zweitägiges "MultiForum" unter dem Motto "Bessere Geschäfte: Produktivität und Wachstum durch sozial verantwortungsbewusste Arbeitsbeziehungen". Das Forum umfasste Podiumsgespräche, die transnationale Konzernleitungen und ihre internationalen Gewerkschaftspartner zusammenbringen sollten. Zur Eröffnung des ersten Podiumsgesprächs - "Wirksame Praktiken bei der Umsetzung von Arbeitsgrundsätzen" - hatte die IAO den Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck eingeladen. Das Veranstaltungsprinzip dieses Forums hätte die Teilnahme der IUL erfordert - der globalen Gewerkschaft, die Nestlé-Arbeitnehmer in aller Welt vertritt. Nestlé wünschte dies jedoch nicht und legte Einspruch gegen die Teilnahme der IUL ein.

Um eine möglicherweise schmerzhafte Auseinandersetzung über die globale Beschäftigungssituation innerhalb des Konzerns zu vermeiden, wünschte Nestlé, die Diskussion auf "beste Praktiken" zu beschränken, wie sie angeblich der Europäische Betriebsrat demonstriert. Deshalb machte Nestlé den Versuch, einen europäischen Gewerkschafter zu finden, der bereit gewesen wäre, den Platz auf dem Podium neben Peter Brabeck einzunehmen. Dieses Manöver misslang, weil potenzielle Gewerkschaftskandidaten bei Nestlé Europa klarstellten, es könne keinen Ersatz für die IUL als globalen Nestlé-Partner geben.

So also begann das MultiForum mit Brabeck, aber ohne die IUL auf dem Podium. Die IUL bereitete einen offenen Brief an den Nestlé-Konzernchef vor, da sie davon ausging, dass Nestlé während des Forums über Arbeitspraktiken in Europa sprechen werde. Da jedoch kein europäischer Gewerkschafter anwesend war, musste Brabeck von seinem ursprünglichen Manuskript abweichen. Deshalb nutzte er die Gelegenheit, um sich über Nestlés Corporate Social Responsibility auszulassen, die beispielsweise in Form der Mikrokredite und technischen Hilfe für asiatische und lateinamerikanische Milchbauern und der Präsenz des (staatlich kontrollierten) ACFTU im Gesamtbereich von Nestlé China demonstriert werde. Brabeck meinte, dass Gewerkschaften immer mehr ihre Aufgabe, die Interessen der Arbeitnehmer zu verteidigen, vernachlässigten und zunehmend "ideologisch" handelten, indem sie Unternehmen wie Nestlé kritisierten.

Die IUL war jedoch da, um Brabeck zu einer Diskussion über die globalen Beschäftigungspraktiken bei Nestlé und die Weigerung des Unternehmens, die IUL außerhalb Europas anzuerkennen, aufzufordern.

Nachdem Brabeck seinen Vortrag beendet hatte, forderte ihn deshalb der IUL-Generalsekretär Ron Oswald auf, ernsthaft über die Entwicklung organisierter Beziehungen zur IUL zu diskutieren. Oswald wies darauf hin, dass die Probleme der Nestlé-Arbeitnehmer in der Welt keineswegs ideologischer Natur seien, sondern sehr reale Arbeitsplatzaspekte beträfen, und nannte in diesem Zusammenhang das auch von Brabeck erwähnte Beispiel Nestlé Korea. Der Konflikt in Korea habe seine Wurzeln in den öffentlichen Androhungen von Nestlé, die Produktion nach China zu verlagern, falls die Gewerkschaft nicht einer weiteren Verminderung der Zahl der ständig beschäftigten Arbeitnehmer und ihrer Ersetzung durch Gelegenheitsbeschäftigte zustimme. Die Regierung der Schweiz sei in ihrer Stellungnahme zu einer Eingabe der IUL bei der OECD zu der Feststellung gelangt, dass die IUL die Geschehnisse richtig interpretiert habe. "Das ethische Verhalten eines Unternehmens", erklärte Oswald, "wird nicht in Europa am sinnvollsten überprüft, sondern in Gebieten der Welt, in denen beste Praktiken in weiter Ferne liegen. Die IUL wird deshalb, ungeachtet der enttäuschenden Bemühungen von Nestlé, die IUL von diesem Podiumsgespräch fernzuhalten, heute das Angebot erneuern, in einen konstruktiven globalen Dialog einzutreten".

Brabeck erwiderte, es könne durchaus Beziehungen zur IUL auf globaler Ebene geben, und erklärte sich grundsätzlich bereit, die Möglichkeit einer internationalen Vereinbarung mit der IUL zu prüfen - sofern damit nicht lokale Kollektivverhandlungsverfahren ersetzt werden sollten (was die IUL nie vorgeschlagen hatte).

Der offene Brief der IUL an Nestlé ist hier zu lesen.