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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Die Unilever CSR-Chroniken II: Pakistans `Wunscharbeitgeber�

An die IUL Web-Site geschickt am 19-Mar-2008

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Im Rahmen einer von der Pakistanischen Gesellschaft f�r Humanressourcenmanagement vor kurzem unter Absolventen neun f�hrender pakistanischer Betriebswirtschaftshochschulen durchgef�hrten Erhebung wurde Unilever als "Wunscharbeitgeber" eingestuft. Diese j�ngste Ehrung schlie�t sich an eine Reihe von Auszeichnungen an, die Unilever Asien in j�ngster Zeit f�r "Vorz�glichkeit", "hervorragende Leistung" und andere Demonstrationen sozialen Verantwortungsbewusstseins im Humanressourcenmanagement erhalten hat.

Wieviele weitere Auszeichnungen f�r unternehmerisches soziales Verantwortungsbewusstsein (CSR) w�rde Unilever erhalten, wenn das gesamte Humanressourcenbild des Unternehmens, vor allem in Pakistan aufgezeigt w�rde? Die pakistanische Internetzeitschrift "The News" ver�ffentlichte am 8. M�rz ein Interview mit Ehsan Malik, dem Vorsitzenden von Unilever Pakistan. In dem Artikel hie� es "Pakistans gr��ter Konsumartikelhersteller ... kann mit der Nachfrage nach seinen Erzeugnissen nicht mehr Schritt halten. Hierzu geh�ren Waschpulver sowie die vor kurzem auf den Markt gekommenen k�chenfertigen Lebensmittel, Suppen und chinesische Fertiggerichte. Die Nachfrage ist so gro�, dass trotz Verdoppelung der Produktionskapazit�ten f�r Lebensmittel die Pakistanis offensichtlich nicht genug davon bekommen k�nnen".

Unter diesen Umst�nden w�rde man erwarten, dass Unilever in die Erweiterung der Produduktionskapazit�ten investiert und vor allem neue Unilever-Arbeitnehmer einstellt (die die vom Unternehmen gebotene "Kultur und individuellen Entwicklungsm�glichkeiten", wie Malik das nennt, reizen).

F�r Unilever jedoch, so erkl�rte Malik gegen�ber dem Interviewer, "sind die M�glichkeiten unbegrenzt". Vor allem, wenn es darum geht, Arbeitspl�tze zu schaffen, die wieder m�helos zu beseitigen sind. Die vielen Auszeichnungen sind keine Anerkennung f�r die gr��te Leistung des Unternehmens: die erfolgreiche Verbindung von Wachstum und radikaler Verminderung der Zahl der f�r Unilever arbeitenden Menschen. Bei Unilever Pakistan sind die Auslagerung und Vergelegentlichung der Besch�ftigten so perfektioniert worden, dass andere Unternehmen nur davon tr�umen k�nnen. Von den 8 000 Besch�ftigten in den Fabriken und B�ros von Unilever Pakistan haben nur etwas mehr als 500 Dauervertr�ge.

Aber angesichts einer anhaltend steigenden Nachfrage k�nnen selbst 500 st�ndig besch�ftigte Unilever-Arbeitnehmer zu viel sein. Im Oktober vorigen Jahres entlie� die Betriebsleitung der Kosmetikfabrik in Rahim Yar Khan auf einen Schlag alle 292 Zeitarbeitnehmer des Betriebs bis auf f�nf, nachdem die Gewerkschaft angek�ndigt hatte, sie werde Zeitarbeiter als Mitglieder aufnehmen und ihnen dabei helfen, den ihnen laut Gesetz nach neunmonatiger ununterbrochener Betriebszugeh�rigkeit zustehenden Status als Dauerbesch�ftige zu erlangen. Alle entlassenen Zeitarbeitnehmer wurden durch Leiharbeiter ersetzt, die nicht einmal das theoretische Recht haben, irgendwann den Status von Dauerbesch�ftigten zu erlangen, - und keiner Gewerkschaft der Unilever Arbeietnehmer beitreten k�nnen.

Innerhalb von 24 Stunden nach der Massenentlassung wurde ein Leiharbeitsunternehmen mit dem Namen SAAD Enterprises (SE) gegr�ndet, das dem Betrieb Leiharbeiter liefern sollte. Im ersten Monat nach den Massenentlassungen stellte SE 300 bis 350 Arbeitnehmer bereit, von denen fast 100 im Oktober entlassene, ehemalige Zeitarbeitnehmer waren, die nunmehr wiedereingestellt wurden, um die gleiche T�tigkeit �ber SE auszu�ben. Nach einem Monat jedoch wurden alle �ber SE eingestellten 100 ehemaligen Zeitarbeitnehmer vom Unternehmen "freigesetzt". Der Grund, warum diese Arbeitnehmer zuerst eingestellt und sodann "freigesetzt" wurden, war, dass die entlassenen Zeitarbeitnehmer nur w�hrend der 30-Tage-Frist besch�ftigt werden sollten, w�hrend der sie gerichtlichen Einspruch gegen die Entlassungen erheben konnten. Das Ergebnis war, dass diese Arbeitnehmer nicht die Gerichte wegen ihrer illegalen Entlassungen anrufen konnten.

Mittlerweile liefert SE Unilever Hunderte von Arbeitnehmern, die aus dem Heimatdorf des SE-Miteigent�mers Manzoor Waraich stammen. SE geh�rt und wird gef�hrt von Manzoor Waraich und Rana Irfan, einem Schwager Shahid Rafiqs, des Betriebsleiters der Unilever-Fabrik Rahim Yar Khan.

Hier haben wir also ein perfektes Beispiel f�r das, was in dem Interview vom 8. M�rz als "die positiven Faktoren, die Unilever veranlassen, weiter in Produkte und Menschen in Pakistan zu investieren", bezeichnet wurde. Aber Unilevers Leistung ist tats�chlich noch viel gr��er. Um die saisonbedingte Flaute bei den CSR-Auszeichnungen zu �berbr�cken, schl�gt die IUL deshalb eine "besondere Belobigung f�r Nepotismus und Gewerkschaftsbek�mpfung im Dienste hervorragender Vertragsarbeit" vor.

Wieviele Auszeichnungen kann Unilever noch gewinnen, ehe ihm der Erfolg zu Kopfe steigt? Wir bleiben dran ...