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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


IUL drängt auf Gewerkschaftsagenda für Lösungen der globalen Ernährungskrise/IAO Arbeitsseminar bringt Fortschritt

An die IUL Web-Site geschickt am 24-Mar-2009

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Die Zahl der Hungernden wird auf eine Milliarde geschätzt und steigt weiter, doch die internationalen Bemühungen gegen die sich verschärfende Ernährungskrise haben bisher bewusst die Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften ausgeklammert. Weder wurden Gewerkschaften in Notstandsprogramme einbezogen, um dringenden Bedürfnissen abzuhelfen, noch haben sich internationale Organisationen um ihre Mitwirkung an der Entwicklung längerfristiger Lösungen bemüht.

Als es im vorigen Jahr aufgrund der Hyperinflation der Preise von Grundnahrungsmitteln zu Aufständen kam, die den Sturz einiger Regierungen zur Folge hatten, schlug die IUL der IAO vor, ein Arbeitsseminar einzuberufen, um zu ermitteln, wie die IAO in die interorganisatorische Arbeit der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Ernährungskrise einbezogen werden könnte. Anlässlich der Diskussion über ländliche Entwicklung zur Verminderung der Armut während der Internationalen Arbeitskonferenz 2008 forderte die Arbeitnehmergruppe (unter dem Vorsitz von James Ritchie vom IUL-Mitgliedsverband NZDWU) die IAO auf, eine Tagung mit erweitertem Teilnehmerkreis über die Ernährungskrise einzuberufen, um unter anderem die Möglichkeiten einer Mitwirkung der IAO, und über die IAO einer Mitwirkung der Gewerkschaften, zu prüfen.

Die IUL begrüßt deshalb die Empfehlungen des dreigliedrigen technischen Arbeitsseminars der IAO über die globale Ernährungskrise, die vom 5.-6. März in Genf stattgefunden hat und dazu führen sollte, dass Gewerkschaften in internationale und nationale Pläne zur Verwirklichung der Ernährungssicherheit für alle einbezogen werden. Dieses Arbeitsseminar empfahl unter anderem, dass die IAO in Partnerschaft mit der Hochrangigen Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen (UN HLTF) über die Krise der Ernährungssicherheit tätig werden sollte, um sicherzustellen, das menschenwürdige Arbeit, und insbesondere menschenwürdige Arbeit in der Landwirtschaft, zum untrennbaren Bestandteil des globalen Vorgehens gemacht wird.

An dem Arbeitsseminar nahmen Vertreter der Gewerkschaften, der Arbeitgeber und der Regierungen sowie der mit der Ernährungskrise befassten wichtigen Organisationen der Vereinten Nationen teil. Dr. David Nabarro, Koordinator der UN HLTF, räumte ein, dass der umfassende Aktionsrahmen dieser Arbeitsgruppe, mit der der globalen Krise der Ernährungssicherheit begegnet werden solle, die Ideen der Gewerkschaften und der IAO bisher nicht berücksichtigt habe, versicherte jedoch, dass die Arbeitsgruppe nunmehr ihre Strategie überprüfen und diesen entscheidenden Mangel beheben werde.

Das Arbeitsseminar ermittelte konkrete Bereiche, in denen die IAO ihre spezifischen Erfahrungen und Fachkenntnisse in die Hochrangige Arbeitsgruppe der UN einbringen könnte. Hierzu gehörten vor allem die Bereiche Beschäftigungsförderung, Arbeitsschutz, Kinderarbeit und geschlechtsspezifische Fragen.

Die Arbeitnehmergruppe (unter dem Vorsitz der IUL) begrüßte insbesondere den Beitrag von Professor Olivier de Schutter, dem Sonderberichterstatter der UN für das Recht auf Ernährung, der anerkannte, dass Arbeitnehmerrechte eine entscheidende Rolle dabei spielen, Lösungen für die Ernährungskrise zu entwickeln und insbesondere die Kaufkraft der Armen zu stärken.

Auf der Internationalen Arbeitskonferenz 2008 hatte der IUL-Generalsekretär anlässlich einer Sondersitzung über die Ernährungskrise nachdrücklich auf das Versagen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN hingewiesen, gegen die Ursachen der Krise vorzugehen (der volle Wortlaut seines Vortrags kann hier im pdf-Format abgerufen werden). Auf dem Arbeitsseminar im März schloss Sue Longley von der IUL (die auf dieser Tagung den Vorsitz der Arbeitnehmergruppe führte) an diese Analyse mit der Frage an, warum ungeachtet des Drucks, mit dem die Arbeit der UN erfolge, die Zahl der Hungernden in der Welt weiterhin deutlich zunehme, obwohl die Nahrungsmittelpreise deutlich unter die Höchstwerte während der Krise gefallen seien. "Es besteht kein Grund zur Selbstgefälligkeit", sagte Longley. "Wenn das Zusammenspiel von Spekulation und Biotreibstoffen die Hyperinflation bewirkte, können wir uns nicht zurücklehnen, zusehen, wie das Geld abfließt, und den Schluss ziehen, dass sich das Problem durch Marktkorrekturen selbst gelöst hat. Nahrungsmittel und Arbeitnehmer der Nahrungsmittelkette sind zu bloßen Figuren auf dem Schachbrett volatiler globaler Kapitalmärkte geworden. Diese Märkte müssen dringend streng reguliert werden, um die nächste Katastrophe zu verhindern. Die Nabelschnur zwischen Öl und Landwirtschaft muss zertrennt werden, damit wir zu nachhaltigeren Produktionsmethoden übergehen, den Klimawandel stoppen und die schwindenden Boden- und Wasserressourcen retten können. Dies sind auch die Alltagssorgen der Landarbeiter."

Der volle Wortlaut ihres Referats kann hier im pdf-Format abgerufen werden.