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Nestlé entlässt in Indien 4 Gewerkschaftsführer in Maggi-Fabrik

An die IUL Web-Site geschickt am 06-May-2009

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Die Betriebsleitung der Nestlé-Fabrik in Pantnagar in Nordostindien hat nur einen Tag nach Abschluss einer dreigliedrigen Vereinbarung, mit der ein viertägiger Streik über Gewerkschaftsrechte und ungerechte Entlassungen beendet worden war, vier Gewerkschaftsführer entlassen. Die Nestlé-Arbeitnehmer in Pantnagar nahmen daraufhin ihre Protestaktionen wieder auf, während die Arbeitnehmer in vier anderen Nesté-Fabriken in Indien die am 16. April begonnenen Protestaktionen weiter fortsetzen.

Streikende Arbeitnehmer fordern Gewerkschaftsrechte bei Nestlé Pantnagar

Arbeitnehmer in der neuesten und größten Fabrik von Nestlé Indien - die kulinarische Produkte der Marke Maggi herstellt - begannen am 27. April Massenprotestaktionen und Sitzstreiks, mit denen die Wiedereinstellung zu Unrecht entlassener Arbeitnehmer, Dauerarbeitsplätze für mehr als 400 "Auszubildende", denen in ungesetzlicher Weise die Beschäftigungssicherheit verweigert wird, sowie ein Ende der Einmischung der Betriebsleitung in das Eintragungsverfahren der Arbeitnehmergewerkschaft gefordert werden.

Die Aktionen begannen, als die Betriebsleitung im Rahmen ihrer Bemühungen, die Bildung einer Gewerkschaft zu verhindern, den Versuch unternahm, vier Arbeitnehmer zu zwingen, "freiwillig" zu kündigen. Drei Arbeitnehmer lehnten dies ab und wurden daraufhin entlassen.

Nach einem viertägigen Dauerstreik von 150 ständig beschäftigten Arbeitnehmern, der von 600 Vertragsarbeitern unterstützt wurde, sah sich die Betriebsleitung der Nestlé-Fabrik Pantnagar schließlich zu Verhandlungen gezwungen, die vom Stellvertretenden Arbeitskommissar vermittelt wurden. Die danach von den drei Parteien getroffene Vereinbarung sah vor, dass eine faire Untersuchung der Fälle der drei entlassenen Arbeitnehmer durchgeführt würde und dass sowohl die Gewerkschaft wie auch die Betriebsleitung die Ergebnisse dieser Untersuchung akzeptieren würden, gleichzeitig aber Einspruch dagegen erheben könnten.

Die Vereinbarung sah ferner vor, dass gegen die streikenden Arbeitnehmer keine Maßnahmen getroffen würden, sobald sie ihre Arbeit wieder aufgenommen hätten, und dass die Gewerkschaftsrechte geachtet würden.

Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung endete der Protest, und die Fabrik wurde am 1. Mai mit Beginn der Nachtschicht wieder eröffnet. Aber bereits am nächsten Morgen wurden vier Gewerkschaftsführer, darunter der Vorsitzende, von der Betriebsleitung entlassen. Weitere 20 Entlassungsbriefe wurden verfasst, aber nicht zugestellt.

Als Reaktion starteten die Arbeitnehmer erneut Protestaktionen, wurden jedoch von der Polizei daran gehindert, auf dem Gelände der Fabrik zu protestieren. Statt dessen gibt es einen Sitzprotest vor dem Büro des Stellvertretenden Arbeitskommissars.


Arbeitnehmer protestieren vor dem Büro des Stellvertretenden Arbeitskommissars

Nestlés Angriffe gegen das Vereinigungsrecht

Im März gründeten 55 Arbeitnehmer die Nestle Mazdoor Sangh (Gewerkschaft der Nestle-Arbeitnehmer) und stellten bei den Lokalbehörden einen Eintragungsantrag.

Die Unternehmensleitung von Nestlé Indien griff ein, drohte 25 Arbeitnehmern und zwang sie zur Unterzeichnung einer falschen Erklärung, wonach sie der Gewerkschaft unter "Zwang" beigetreten wären. Diese Erklärung wurde sodann dem Stellvertretenden Arbeitskommissar übergeben, der daraufhin die Eintragung der Gewerkschaft verzögerte.

Diese Zwangsmaßnahme der Unternehmensleitung geht aus einer eidesstattlichen Erklärung der 55 Arbeitnehmer hervor, die dem Stellvertretenden Arbeitskommissar am 25. März übergeben wurde: "Als die Unternehmensleitung erfuhr, dass wir die Eintragungspapiere beim Registerbüro eingereicht hatten, drohte sie einigen unserer Unterzeichner, sie würden an andere Orte in Indien versetzt, falls sie die Gewerkschaft gründen sollten, und ließ einige Arbeitnehmer unterschreiben und übergab Ihnen diese Unterschriften, um sicherzustellen, dass unsere Gewerkschaft nicht eingetragen wird".

Der Gewerkschaft sind bis jetzt mehr als 200 Arbeitnehmer beigetreten, während die Unternehmensleitung weiterhin ihre Eintragung zu verhindern sucht.

Unterdessen werden im Wechsel Protestaktionen in Nestlé-Fabriken in Moga, Samalkha, Ponda und Bicholim fortgesetzt, um das Recht auf Lohnverhandlungen einzufordern.