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Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Blackstones Schwierigkeiten mit Hilton werden den Arbeitnehmern zu schaffen machen

An die IUL Web-Site geschickt am 07-Jan-2010

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Das Private Equity Unternehmen Blackstone hat nach dem Wall Street Journal vom 29. Oktober "guten Grund, wegen Hilton nerv�s zu sein". Nicht nur Blackstone; denn die riesigen Fremdmittel, die das Unternehmen aufnehmen musste. um die �bernahme von Hilton auf dem H�hepunkt der Kreditblase zu finanzieren, machen jetzt den mehr als 100 000 Hilton-Arbeitnehmern in aller Welt, dem Finanzsystem insgesamt, dem US-amerikanischen Finanzministerium und damit auch den amerikanischen Steuerzahlern zu schaffen. Warum?

Im Juli 2007 kaufte Blackstone die Hilton Hotels Corporation (490 000 Zimmer weltweit) f�r 26 Milliarden US-Dollar und zahlte damit einen Preis, der ein Drittel �ber dem Kurswert der Aktien des Unternehmens lag. Blackstone und weitere mit dem Unternehmen verbundene Investoren zahlten 5,6 Milliarden US-Dollar in bar - der Rest wurde durch Kredite finanziert. Finanzanalysten, die das drohende Platzen der Kredit- und Immobilienblasen ignorierten, applaudierten diesem Gesch�ft, mit dem Blackstone eine sich �ber f�nf Jahre erstreckende Serie von Hotel�bernahmen kr�nte (siehe Private-equity buyouts in the hotel industry). Nach der �bernahme von Hilton besitzt Blackstone jetzt etwa 4 000 Hotels in 80 L�ndern mit 620 000 Zimmern und ist damit, gemessen an der Zahl der Zimmer, der gr��te Hotelkonzern der Welt.

Aber bereits kurz nach der weitgehend durch Kredite finanzierten Hilton-Transaktion brachen die M�rkte zusammen; die Belegungsquoten und Zimmerpreise erreichten einen seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenen Tiefstand und sind weiter r�ckl�ufig. Als Blackstone Hilton erwarb, lag der Bloomberg lodging index - der den Marktwert b�rsennotierter Hotelunternehmen wiedergibt - um 38% �ber dem Stand des Vorjahres. Im September 2007 erreichte er mit 300 seinen H�chststand, w�hrend er heute bei etwa 120 steht.

Damals jedoch betrachteten die Finanzm�rkte die Transaktion als eine weitere clevere �bernahme. Das Geldkarussel, so schien es, w�rde sich ewig weiter drehen.

Im M�rz 2004 erwarb Blackstsone die Kette Extended Stay America f�r nur knapp 2 Milliarden US-Dollar und �bernahm gleichzeitig die Schulden dieses Unternehmens in H�he von 1,13 Milliarden US-Dollar. Die Belegungsquoten und Nettoertr�ge waren zwar in den vorangegangenen zwei Jahren r�ckl�ufig, doch die M�rkte "brodelten". Blackstone zahlte einen Preis, der 24% �ber dem Kurswert der Aktien des Unternehmens lag. Damals besa� Extended Stay, dessen Kunden vorwiegend Angestellte mit langfristigen Arbeitsvertr�gen waren, 475 Hotels in den USA.

Im April 2007 verkaufte Blackstone Extended Stay an den Immobilieninvestor Lightstone Group f�r 8 Milliarden US-Dollar.

Die Lightstone Group zahlte 1 Milliarde US-Dollar in bar und nahm f�r 7 Milliarden Kredite auf. Das Unternehmen hatte keinerlei Erfahrung im Hotelgewerbe, doch die M�rkte brodelten noch st�rker als 2004. "Dies war eine perfekte M�glichkeit f�r die Lightstone Group, ihr wachsendes Portfolio auf die Hotelbranche zu erweitern, und der Erwerb der Extended Stay Hotels verschafft uns mit sofortiger Wirkung eine F�hrungsposition am Markt f�r l�ngerfristige Hotelaufenthalte", erkl�rte der damalige Unternehmenschef. "Diese �bernahmen entspricht unserer Strategie, Unternehmen mit gro�er Markenbekanntheit zu erwerben und die erforderlichen Ressourcen einzubringen, um langfristige Werte zu erschlie�en".

Zwei Jahre sp�ter, im Juni 2009, beantragte Extended Stay Gl�ubigerschutz - mit 7,1 Milliarden Firmenverm�gen und 7,6 Milliarden Schulden Ende vorigen Jahres. "Extended Stay ist betr�chtlich �berschuldet, und die zu erwartenden Ertr�ge reichen nicht mehr aus, um die mehr als 7 Milliarden Dollar Schulden zu bedienen", stellte der Rechtsberater des Unternehmens fest. Wie das Unternehmen es bis dahin geschafft hatte, w�re sicherlich eine h�chst interessante Untersuchung.

Wem geh�ren die Schulden? Das wird im Konkursverfahren zu kl�ren sein, was aber einfacher sein wird, als bei den fr�heren Mega�bernahmen. Weil die Kreditkrise ausbrach, kurz nachdem das Gesch�ft abgeschlossen war, hatten die Banken keine M�glichkeit, die Schulden durch Papiere zu verbriefen, wie sie der Boom der fremdfinanzierten �bernahmen bis in die entlegendsten Bereiche des finanzielle Universums torpediert hatte. Deshalb liegt der gr��te Teil der Schulden immer noch bei den Banken - aber nat�rlich hat sich auch die Bankenlandschaft seither grundlegend ver�ndert. Den gr��ten Brocken der verbrieften Schulden (984 Millionen US-Dollar Mezzanine-Kredite und 515 Millionen Hypothekendarlehen) besitzt die Wachovia Bank NA, ein insolventes Kreditinstitut, das im vorigen Jahr nur durch eine Blitzfusion mit Wells Fargo gerettet werden konnte. Die Citigroup hatte gehofft, mit betr�chtlicher Hilfe des amerikanischen Finanzministeriums billiger an das Paket zu kommen, und klagte, als Wells Fargo ein h�heres Angebot machte. Doch die amerikanische Regierung und die amerikanischen Steuerzahler sind noch nicht aus dem Schneider: Die Zentralbank hat fast 900 Millionen Schulden von Extended Stay in ihren B�chern.

Blackstone ver�u�erte Extended Stay im richtigen Moment und strich dabei einen riesigen Gewinn ein. Aber die Zeiten haben sich ge�ndert, was alle, mit Ausnahme der unter Ged�chtnisverlust leidenden Finanzbranche, erwartet hatten. Und deshalb hat Blackstone jetzt ein betr�chtlich gr��eres Problem mit Hilton - und das haben auch die Hilton-Arbeitnehmer.

Hilton bem�ht sich laut Wall Street Journal um eine Umstrukturierung seiner Schulden - die immer noch ... 20 Milliarden US-Dollar betragen, was bedeutet, dass die Schulden seit der �bernahmen vor �ber zwei Jahren nicht verringert wurden. Das WSJ schreibt dazu: "Im Zuge der Verhandlungen �ber Hilton erw�gt Blackstone, 800 MIllionen Dollar neues Kapital einzubringen, um Kredite mit Abschlag zur�ckzukaufen. Ferner sollen 2013 f�llige Kredite bis 2016 verl�ngert werden und einige nachrangige Anleihen in Eigenkapital umgewandelt werden. Die 800 Millionen Dollar Zusatzkapital k�men von Fonds, die Blackstone verwaltet und die bereits in dieses Gesch�ft investiert haben" - in die gr��te Einzelinvestition von Blackstone.

Wie beim Zusammenbruch der wesentlich kleineren Extended Stay sitzt die Bundesregierung auf einem gro�en Packen dieser dubiosen Papiere. Als Folge der Regelung, in deren Rahmen die amerikanischen Steuerzahler die "Fusion" der vor dem Zusammenbruch stehenden Bear Stearns mit JP Morgan Chase finanzierten, besitzt die amerikanische Zentralbank 4 Milliarden US-Dollar der Schulden - und nach den Bedingungen dieser Regelung kann sie Blackstone nur schwer zu einem niedrigeren Preis zur�ckkaufen.

Da also das Hotelgewerbe unter einer starken Rezession leidet, die Preise f�r gewerbliche Immobilien abst�rzen und damit das gesamte finanzielle Kartenhaus, auf dem diese fiktiven Werte aufgebaut waren, in den Abrund rei�en, Kreditgeber gegen Refinanzierungspl�ne protestieren(siehe Debt matters:what is at stake in the struggle to refinance portfolio companies), die ihre Forderungen schw�chen, und die Rolle des US-amerikanischen Finanzministeriums eine gro�e Unbekannte bleibt, werden die Hilton-Arbeitnehmer die gr��te Last des angerichteten Schadens zu tragen haben. Das WSJ zitierte den Blackstone-Pr�sidenten Tony James anl�sslich einer k�rzlich veranstalteten Telefonkonferenz zum Unternehmensergebnis mit den Worten: "Man kann die Geschichte wirksam umschreiben, wenn man die Kapitalstruktur eines Unternehmens �ndert und seine Schuldenlast vermindert". Schulden k�nnen umstrukturiert werden, Geschichte nicht - die Umstrukturierung der Schulden bei Hilton wird unvermeidlich Attacken gegen die Besch�ftigung und die Arbeitsbedingungen auf breitester Front bedeuten. Die Gewerkschaften m�ssen die Lehren aus der Vergangenheit ziehen.