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Je mehr die Dinge sich ändern: Heinz und die verschiedenen Arten von Private Equity-Übernahmen

11.03.13 Editorial
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Vorbehaltlich der Zustimmung der Aktionäre später in diesem Jahr werden Warren Buffetts Berkshire Hathaway und die brasilianische 3G Capital den Lebensmittelgiganten Heinz für USD 28 Milliarden erwerben. Es handelt sich um eine Private Equity-Übernahme der besonderen Art - passend zu einem Konzern, der den Slogan „57 Sorten“ vermarktet hat -, die Folgen für die Heinz-Beschäftigten werden aber ungefähr die gleichen sein, wie sie Arbeitnehmer/innen seit langem bei fremdfinanzierten Übernahmen zu spüren bekommen: starker Druck auf die Beschäftigung und die Arbeitsbedingungen, wenn die Investoren alles dransetzen, den letzten Tropfen Bargeld herauszuquetschen.

Der Preis von 28 Milliarden enthält USD 12 Milliarden an neuen und übernommenen Schulden, "bloße" 42,8 Prozent des Kaufpreises (hoch genug, um den Cashflow zu belasten, aber niedrig nach den historischen Maßstäben von Private Equity-Megadeals, bei denen Unternehmen zu 80% und mehr fremdfinanziert wurden). Der Preis enthält aber USD 8 Milliarden an Berkshire Hathaway-Vorzugsaktien mit einer Rendite von 9% zuzüglich Optionen für Aktienkäufe zu einem vereinbarten Preis in der Zukunft. Betrachtet man dies als versteckte Fremdfinanzierung, schnellt die Schuldenquote steil in die Höhe. Als Variante der Dividendenrekapitalisierung ("recap"), die von Private Equity-Fonds verwendet wird, um nach der Privatisierung von Unternehmen neue Schulden aufzunehmen, ist die Dividendenrekapitalisierung hier von Anfang an eingebaut – und natürlich kann Berkshire seine Optionen ausüben, um noch mehr Dividenden einzustreichen.

Heinz hat seine Dividenden seit dem Zusammenbruch der Finanzmärkte im Jahr 2008 jedes Jahr und sogar jedes Vierteljahr stetig erhöht, während die Gewinnsteigerungen regelmäßig mit neuen Entlassungen und mehr Auslagerungen gefeiert wurden (siehe in Englisch Heinz lässt die Beschäftigten im Ungewissen und kürzt ihre Löhne und Gehälter). Durch die zusätzlichen Schulden, den 20%igen Aufpreis, der für den Konzern gezahlt wurde, und Berkshires garantierte Dividenden wird der Druck verstärkt.

Da Berkshire und 3G jeweils USD 2 Milliarden an Eigenkapital investierten, aber nur Berkshire die 8 Milliarden an Vorzugsaktien bekommt, hat Buffett seinen Teil des Konzerns zu ganz anderen Bedingungen als 3G erworben. Dies veranlasste einen Kommentator der Financial Times zu der witzigen Bemerkung, Buffett habe bei dieser fremdfinanzierten Übernahme alle außer sich selbst ausgehebelt. Tatsache ist, dass Buffett und 3G zusammen die Beschäftigten ausgehebelt haben, die die Erzeugnisse und die Gewinne produzieren. Es ist die bekannte Formel, bei der alle Risiken auf die Belegschaften übertragen werden.

Es ist kein Trost für die Beschäftigten, dass Buffett erklärt hat, er werde 3G das Tagesgeschäft der Konzernleitung überlassen. 3G hat eine brasilianische Brauerei durch gnadenlose Kostensenkungsmaßnahmen zu dem globalen Giganten AB InBev gemacht und sogar noch mehr Cash aus Burger King herausgequetscht, als das Unternehmen von einem früheren Private Equity-Konsortium übernommen wurde. "Diese Burschen machen sich in ihren Unternehmen die Hände richtig schmutzig", war der Kommentar eines bewundernden Bankers, der von Forbes zu der Heinz-Übernahme interviewt wurde.

Je mehr die Dinge sich ändern, desto mehr bleiben sie gleich. Riesige Schuldenberge sind das Mittel, um Unternehmen aufzukaufen und sie auf Kosten der Beschäftigten für die Investoren auszupressen. Daran wird sich nichts ändern, solange keine Regelung durchgesetzt wird, die an den Grundfesten dieses Mechanismus rüttelt. Unterdessen müssen die Beschäftigten von Heinz ihre Verteidigung organisieren.