Home

Mondelez setzt Zulieferer unter Druck durch Streckung der Zahlungen auf 120 Tage – wer kommt als nächstes dran?

28.08.13 News
Druckversion

Seit Juli müssen die Hauptzulieferer von Mondelez geschlagene 120 Tage auf die Bezahlung warten. In einem am 15. August in Fortune erschienenen Artikel (A snack maker’s unsavory business practices, für Abonnenten zugänglich online) wird das Vorgehen als "ein verblüffendes Beispiel für die Kunst, die Nase vorn zu haben" bezeichnet. Die Zahlungsfristen für Zulieferer und Verkäufer betragen normalerweise höchstens 60 Tage, wobei einige Konzern-Schwergewichte bestrebt sind, die Zahlungsfrist auf 75 Tage auszudehnen. Mondelez kann jetzt von sich behaupten, der Marktführer im Bereich der Zahlungsverschleppung sowie der am höchsten verschuldete der großen Lebensmittel-TNKs zu sein.

Beides geht Hand in Hand. "Man kann verstehen, weshalb ein großes Unternehmen versucht sein könnte, die Bezahlung seiner Zulieferer hinauszuzögern", heißt es in dem Artikel. Und man hätte hinzufügen können: "Vor allem wenn der Cashflow durch enorme Zinsaufwendungen belastet ist." "Wenn man Millionen -- oder sogar Milliarden -- von Dollar ein oder zwei Monate (oder vier) zurückhält, kann man das Geld für seine eigenen Bedürfnisse arbeiten lassen oder es investieren und die Zinsen einstreichen", fährt der Artikel fort. Aber Mondelez verordnet seinen Kunden natürlich strenge Disziplin: dem Artikel zufolge sind die Zahlungen für Süßwaren innerhalb von 15 Tagen, für Snacks innerhalb von 25 Tagen fällig.

Mondelez schickte dem Verfasser des Fortune-Artikels eine Stellungnahme, die folgende Aussage enthält: "Die Verlängerung unserer Zahlungsfristen ermöglicht es uns, uns besser an die Verhältnisse der Branche anzupassen und sicherzustellen, dass wir unter fairen Bedingungen konkurrieren, während wir gleichzeitig die Transparenz und die Vorhersehbarkeit der Zahlungsprozesse verbessern."

Dieser Blödsinn wurde vermutlich in der gleichen Küche verzapft, die auf Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen antwortet. Die Streckung der Zahlungen auf 4 Monate verstärkt den Druck auf die ohnehin schon gebeutelten Zulieferer und ihre Beschäftigten und droht, auch die Lieferkette des Konzerns zu untergraben.

Werden die Beschäftigten von Mondelez schließlich auch vier Monate auf ihr Geld warten müssen im Rahmen der Bemühungen des Konzerns, "die Transparenz und die Vorhersehbarkeit der Zahlungsprozesse" zu verbessern?