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Europäische Chemikalienagentur kapituliert bei Glyphosat vor der Agrochemie-Lobby

23.03.17 Urgent Action
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In einer Entscheidung vom 15. März, die gegen das Vorsorgeprinzip, wissenschaftliche Erkenntnisse und das mutmassliche Bekenntnis der Europäischen Union zur öffentlichen Gesundheit, zum Arbeitnehmerschutz und zum Umweltschutz verstösst, stellte der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) fest, dass das giftige Herbizid Glyphosat, der Wirkstoff in Monsantos Roundup, nicht krebserregend ist. Der ECHA bleiben 6 Monate für die Erstellung eines Berichts auf Basis dieser Entscheidung, die den Bemühungen, den Einsatz von Glyphosat in der Europäischen Union für einen längeren Zeitraum wieder zuzulassen, wieder Auftrieb geben wird.

Wie der frühere Bericht der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit, der auf die Einstufung von Glyphosat durch die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation im März 2015 "als für Menschen wahrscheinlich kebserregend" folgte, stützte der Ausschuss für Risikobeurteilung seinen Befund weitgehend auf nicht veröffentlichte Branchenberichte. Eindeutige Erkenntnisse unabhängiger Forscher wurden im Rahmen eines 'Beweiskraft der Daten'-Ansatzes, der 'Risiko-'beseitung gegenüber Gefahrenbeseitigung priorisiert, ignoriert. Und der Bericht wurde veröffentlicht zwei Tage nachdem interne Monsanto-Dokumente, die von einem Gericht in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurden (auf Englisch), die anhaltenden Bemühungen des Konzerns dokumentiert hatten, glyphosatfreundliche Studien zu erstellen und unabhängige Überprüfungen durch staatliche Regulierungsorgane vom Tisch zu wischen. Das Gericht veröffentlichte die Dokumente, die das Ausmass der geheimen Absprachen zwischen Monsanto und der Umweltschutzbehörde belegen, auf eine von landwirtschaftlichen Arbeitskräften erhobene Klage hin, die die Exposition gegenüber Glyphosat  mit Non-Hodgkin-Lymphom, einer Blutkrebserkrankung, in Zusammenhang brachte.

Die Europäische Kommission muss bis Ende 2017 eine endgültige Entscheidung fällen. Die Wiederzulassung von Glyphosat wird den Mitgliedstaaten im Ständigen Ausschuss der EU für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel erneut zur Abstimmung vorgelegt werden; kommt keine qualifizierte Mehrheit zustande, entscheidet die Kommission.

In Europa sind die Auseinandersetzung um Glyphosat und der allgemeinere Kampf zur Befreiung des Ernährungssystems von seinem Hang zu giftigen Pestiziden und zerstörerischen Produktionsmethoden wieder da angelangt, wo sie vor einem Jahr waren. Die Behörden haben einmal mehr das Ausmass ihrer Hörigkeit gegenüber der Branche, die sie regulieren sollen, unter Beweis gestellt, während sich mehr und mehr neue Beweise ergeben die für ein Verbot von Glyphosat sprechen. Es bedarf mehr denn je öffentlichen Drucks, um unser Ernährungssystem aus der Pestizid-Tretmühle herauszuholen.

Stopglyphosate
HIER KLICKEN, um die Petition der Europäischen Bürgerinitiative zu unterzeichnen, in der die Europäische Kommission aufgefordert wird, den Mitgliedstaaten ein Verbot von Glyphosat vorzuschlagen, das Genehmigungsverfahren für Pestizide zu reformieren und EU-weit verbindliche Reduktionsziele für den Einsatz von Pestiziden festzulegen. Sie müssen EU-BürgerInnen sein, um die Initiative unterzeichnen zu können.