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Nestlé verteidigt gewerkschaftsfeindliche Praktiken in Indonesien mit ... Nestlügen

20.07.10 News
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Wie oft kann ein Unternehmen im Verlauf seiner Versuche, eine Gewerkschaft zu schwächen, lügen? Es ist nicht sicher, ob Nestlé, das größte Lebensmittelunternehmen der Welt, hier den Rekord hält (die Konkurrenz ist groß), mit Sicherheit jedoch liegt das Unternehmen weit über dem Durchschnitt.

Seit drei langen Jahren bemüht sich unser Mitgliedsverband SBNIP, der die Arbeitnehmer der Nescafé-Fabrik in Panjang, Indonesien vertritt, um Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag, die auch Lohnverhandlungen einschließen sollten. Die Nestlé-Betriebsleitung reagierte mit Schikanen gegen Funktionäre und Mitglieder der SBNIP, der Gründung einer Betriebsgewerkschaft, den Druck auf Arbeitnehmer, dieser `beizutreten´, und sogar mit der Fälschung von Unterschriften auf Mitgliedsunterlagen.

Dazu wird schlicht und einfach gelogen!

Wir haben den Überblick über all diese Lügen verloren, aber hier sind zwei der dickeren Nestlügen, die die Arbeitnehmer von Panjang und andere schlucken sollten.

Lüge Nummer 1: Als Antwort auf die Forderung der Gewerkschaft im Jahr 2007, über einen neuen Tarifvertrag, darunter auch über die Löhne, zu verhandeln, wurde ihr erklärt: Nestlé verhandelt nirgends über Löhne; "die Vergütung ist das Vorrecht des Arbeitgebers und beruht auf der Leistung des Einzelnen" (aus dem Protokoll der gescheiterten Verhandlungen vom April 2008). Daraufhin legte die IUL Tarifverträge mit anderen Nestlé-Gewerkschaften vor, die auch Lohntarife einschließen.

Lüge Nummer 2: Als die Behauptung, Nestlé verhandle nicht über Löhne, nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, wurde `eingeräumt´, dass Löhne Bestandteil der Kollektivverhandlungen seien und es durchaus möglich sein könnte, darüber auch in Panjang zu verhandeln. Überblenden auf Februar 2010, als sich das Unternehmen bereiterklärte, gemeinsam mit der IUL eine Botschaft an die Gewerkschaft in Panjang zu richten, in der es (unter anderem) hieß: "Wir benutzen diese Gelegenheit, um unsere Bereitschaft zu erklären, Lohnverhandlungen in den Tarifvertrag 2010-2011 einzubeziehen und bitten Sie, als die Gewerkschaft, die die Mehrheit vertritt, den Verhandlungsprozess über den Tarifvertrag 2010-2011 zu beginnen".

Das war in der Schweiz. In dem Schreiben jedoch, das der Gewerkschaft auf Indonesisch zugeschickt wurde, fehlte der Halbsatz "als die Gewerkschaft, die die Mehrheit vertritt" - wodurch die Möglichkeit eröffnet wurde, eine Scheinorganisation in dubiose `Verhandlungen´ einzubeziehen.

Lüge Nummer 3: Als in diesem Jahr IUL-Mitglieder bei Nestlé (erneut) der Nestlé-Konzernleitung schrieben, die gewerkschaftsfeindlichen Praktiken der Betriebsleitung in Panjang verletzten internationale Arbeitsnormen und es sei an der Zeit, die Verzögerungstaktik zu beenden und echte Verhandlungen aufzunehmen, behauptete das Unternehmen unverfroren: "In keinem Fall hat Nestlé Indonesien die Verhandlungen verzögert oder zu verzögern versucht". Als ob es drei Jahre der Repressalien, Schikanen und Lügen nie gegeben hätte!

Lüge Nummer 4: In derselben Antwort, die IUL-Mitgliedern auch unverlangt zugestellt wurde, heißt es ferner: "Die schweizer Nationale Kontaktstelle der OECD hat nicht festgestellt, das Nestlé Indonesien ihre Richtlinien verletzt". Dies ist eine Lüge, weil die schweizer Nationale Kontaktstelle grundsätzlich nie formal feststellt, ob die Richtlinien verletzt wurden oder nicht. Wenn sie eine Eingabe zulässt, wie sie es bereits in mehreren Fällen getan hat, die die IUL in Bezug auf Nestlé unterbreitet hatte, stellt die Kontaktstelle nur fest, dass die Zustimmung zu ihrer Mitwirkung kein Urteil darüber bedeutet, ob das Unternehmen die Richtlinien verletzt hat. Wenn die Kontaktstelle offiziell eine `abschließende Erklärung´ veröffentlicht, wird diese Feststellung erneut wiederholt - und zwar als erneuter Hinweis auf die Verfahrensregeln, nicht als Schlussfolgerung. In keiner Weise kann diese Feststellung also als Erklärung ausgelegt werden, die die Praktiken der Unternehmensleitung rechtfertigt oder Nestlé freispricht. Doch das ist es nicht, was Nestlé den Leuten sagt.

Nestlé ist ein Großmeister in der Technik, etwas oft genug zu wiederholen, in der Hoffnung, dass es dann als wahr akzeptiert wird. Diese Praxis ist vor kurzem dahingehend erweitert worden, dass CSR-Berichte veröffentlicht wurden, die angeblich den Erfordernisssen der Global Reporting Initiative entsprachen, wobei das Unternehmen in irreführender Weise seine Berichte selbst einstufte und sogar einen fremde Agentur anheuerte, um die Genauigkeit der Berichte zu `bestätigen´. Wie die IUL gezeigt hat, war dieser Vorgang der reine Schwindel und hält nicht einmal der oberflächlichsten Überprüfung stand.

Die Menschen, die für das Unternehmen arbeiten, messen das, was sie sagen, an dem, was sie tun - das ist die einzige Norm, die wir kennen.

Hier klicken, um zur Unterstützung der Arbeitnehmer von Panjang eine Botschaft an Nestlé zu senden.