Veröffentlicht: 25/06/2020

Neue Coronavirus-Hotspots sind in Deutschlands fleischverarbeitenden Betrieben ausgebrochen und werfen erneut ein Schlaglicht auf den massiven Missbrauch von Leiharbeitern, von denen die Industrie abhängig ist. Mehr als 1.500 Arbeiter haben sich allein im riesigen Tönnies-Werk (über 6.500 Arbeiter) in Rheda-Wiedenbrück mit COVID-19 infiziert, wo die örtlichen Behörden gerade dann wieder strenge Absperrungen verhängt haben, als sich die Wirtschaftstätigkeit wieder belebte.

Im Mai brachte das Bundeskabinett einen Gesetzesentwurf ein, der ab dem 1. Januar 2021 das System der Untervergabe von Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben verbieten soll, durch das die Unternehmen für den Großteil ihrer Produktion auf Wanderarbeiter aus Osteuropa angewiesen sind. Die Beschäftigung von Subunternehmern schirmt Unternehmen wie Tönnies, Deutschlands größten Schweinefleischverarbeiter, von der Verantwortung für die missbräuchlichen und ausbeuterischen Lebens- und Arbeitsbedingungen ab, die die Branche verderben. Der Gesetzesentwurf würde die Fleischkonzerne verpflichten, ihre Arbeitskräfte direkt zu beschäftigen, eine neue Aufsicht über Arbeitszeiten und Bezahlung einzuführen und eine strenge Haftung für Verstöße durchzusetzen.

Die Unternehmen reagierten zunächst mit der Drohung, Deutschland zu verlassen. Nach den jüngsten Ausbrüchen verpflichtete sich Tönnies am 23. Juni gemeinsam mit zwei weiteren führenden Unternehmen zum freiwilligen Verzicht auf die Vergabe von Unteraufträgen. Die NGG, die seit Jahren für höhere Standards in der Fleischindustrie kämpft, prangerte die Erklärung der Unternehmen als Vorwand an, um strenge gesetzliche Regelungen zu umgehen und betonte: "Freiwillige Lösungen in der Fleischindustrie haben noch nie funktioniert und werden auch nicht funktionieren. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Fleischindustrie werden nur durch strenge Gesetze verbessert werden.

Freiwillige Lösungen in der Fleischindustrie haben noch nie funktioniert und werden nicht funktionieren. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Fleischindustrie werden sich nur durch starke Gesetze verbessern
NGG