Published: 27/01/2010
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Es war ein großer Sieg, als in den letzten Wochen des Jahres 2009 Gewerkschaften, die mehr als 1 200 Arbeitnehmer in den Fabriken Moga, Ponda und Bicholim von Nestlé Indien vertreten, erstmals Tarifvereinbarungen über Löhne und Sozialleistungen unterzeichneten und damit ihren jahrelangen Kampf für das Recht auf Lohnverhandlungen krönten. Die Vereinbarungen umfassen auch Lohntarife und Lohninformationen, die die Unternehmensleitung zuvor als ‘Betriebsgeheimnis’ betrachtet hatte.

Der Erfolg ist umso bemerkenswerter, als die Unternehmensleitung von Nestlé Indien die Anerkennung der Gewerkschaft bei Nestlé Ponda in Goa verweigerte, als diese 2001 gegründete wurde, was zu einem Rechtsstreit führte, dessen Abschluss die Unternehmensleitung mit nicht weniger als 54 Vertagungsanträgen acht Jahre lang verzögerte.

Im November 2008 forderten die Gewerkschaften, die dem IUL-Mitgliedsverband Federation of All India Nestle Employees angehören, ein Ende des Systems der einseitig bestimmten jährlichen Lohnerhöhungen sowie das Recht auf Lohnverhandlungen. Die Unternehmensleitung lehnte Verhandlungen ab und bewirkte stattdessen gerichtliche Verfügungen, mit denen gewerkschaftliche Aktionen in einem Umkreis von 50 bis 200 Metern der vier Werke Moga, Samalkha, Ponda und Bicholim dauerhaft untersagt wurden, was für die Arbeitnehmer von Nestlé Indien praktisch die Verweigerung ihres grundlegenden Versammlungsrechts bedeutete [zur Vorgeschichte hier klicken].

Die Folge war eine Eskalation der Kampagne, die am 16. April 2009 mit wöchentlichen Protestaktionen einsetzte und ihren Höhepunkt mit einer Massendemonstration am 25. Mai 2009 vor der Zentrale von Nestlé Indien in Gurgaon, vor den Toren Delhis, erreichte. Die IUL unterstützte die Kampagne von Beginn an und reichte im Mai 2009 eine formelle Klage gegen Nestlé wegen Verletzungen der OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen ein [zu Einzelheiten über diese Proteste hier klicken].

Neben den wöchentlichen Protestaktionen an den einzelnen Fabrikstandorten und der Demonstration vor der Zentrale von Nestlé Indien boykottierten Gewerkschaftsmitglieder in Ponda und Bicholim alle Veranstaltungen, bei denen das Unternehmen als Sponsor agierte, und verweigerten mehr als ein halbes Jahr lang alle Überstunden – ein gewaltiges Opfer in einer Zeit, in der die Inflation der Lebensmittelpreise eine ständige Verminderung ihrer Reallöhne zur Folge hatte.

Angesichts des anhaltenden Drucks auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene erklärte sich die Unternehmensleitung von Nestlé Indien schließlich im September erstmals zu Lohnverhandlungen bereit, die im Dezember abgeschlossen werden konnten. Dies war ein wichtiger Schritt in Richtung auf eine echte Anerkennung der Gewerkschaften und die Einhaltung der Gewerkschaftsrechte nach jahrzehntelangen Verletzungen dieser Rechte.

Vierte Gewerkschaft bei Nestlé Indien erstreitet Anerkennung und Verhandlungsrechte

Am 5. Januar unterzeichnete die Gewerkschaft bei Nestlé Pantnagar, dem jüngsten (2006) und größten Betrieb des Unternehmens in Indien, eine erste Tarifvereinbarung über Löhne und Sozialleistungen, womit sie ebenso wie ihre drei Schwestergewerkschaften im IUL-Mitgliedsverband Federation of All India Nestle Employees endgültig das Recht erstritten hat, über Beschäftigungsbedingungen zu verhandeln.

Es war ein zäher Kampf für grundlegende Rechte, seit die Nestlé Mazdoor Sangh (Gewerkschaft der Nestlé-Arbeitnehmer) im März 2009 trotz der aggressiven gewerkschaftsfeindlichen Haltung der Unternehmensleitung gegründet wurde. Die Arbeitnehmer waren zu Massenprotesten und Sitzstreiks gezwungen, um Entlassungen, Neueinstufungen von Arbeitsplätzen und Versuchen der Unternehmensleitung zu begegnen, die Registrierung der Gewerkschaft zu verhindern. Im Mai 2009 entließ die Betriebsleitung vier Gewerkschaftsführer gerade einen Tag nach der Unterzeichnung einer dreigliedrigen Vereinbarung, mit der ein viertägiger Streik gegen Verletzungen der Gewerkschaftsrechte und ungerechte Entlassungen beendet wurde [zur Vorgeschichte hier klicken]. Die Registrierung der Gewerkschaft erfolgte erst im September.

Im Rahmen der endgültigen Regelung hat die Betriebsleitung die Entlassung eines Gründungsmitglieds der Gewerkschaft aufgehoben, der nun wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt ist.