Published: 10/06/2010
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Seit 2008 bemühen sich Arbeitnehmer in drei Accor-Hotels in Kanada, gegen hartnäckigen Widerstand der Betriebsleitungen die Anerkennung ihrer Gewerkschaft und Kollektivverhandlungsrechte zu erreichen.

Mehrere Arbeitnehmer der Novotel-Betriebe Mississauga, North York und Ottawa wurden entlassen oder mit der Verkürzung ihrer Schichten oder Arbeitszeiten bestraft, nachdem sie sich öffentlich für die Gewerkschaft ausgesprochen hatten. Die Betriebsleitungen haben wiederholt Druck auf die Arbeitnehmer ausgeübt, bei Gewerkschaftswahlen mit ‘Nein’ zu stimmen.

Der Ortsverband 75 der UNITE HERE!, der mehr als 6 000 Arbeitnehmer in 40 Hotels im Großraum Toronto, darunter dem Novotel Toronto Centre, vertritt, hat gegen die Accor-Unternehmensleitung Dutzende Klagen wegen Verletzungen des Arbeitsrechts eingereicht, und kommunale Führungskräfte und Politiker haben ihre Entrüstung über das gewerkschaftsfeindliche Vorgehen dieser Hotels bekundet.

Die Novotel-Kette ist Teil der Accor-Hotelgruppe, die weltweit 3 982 Hotels mit mehr als 150 000 Beschäftigten betreibt. 1995 hat Accor eine Vereinbarung mit der IUL getroffen, mit der sich die Gruppe verpflichtete, “sich den Versuchen zur gewerkschaftlichen Erfassung der Beschäftigten nicht zu widersetzen”. In der Vereinbarung heißt es ferner, dass das Unternehmen die Ansicht vertritt, “dass die Achtung der Gewerkschaftsrechte Bestandteil des guten Rufs seiner Markenzeichen bildet”.

Im Novotel Mississauga demonstrierten im April 2009 64% der Beschäftigten ihre Unterstützung für die Gewerkschaft durch die Unterzeichnung von Gewerkschaftskarten. Dennoch stimmten nicht mal einen Monat später nur 40% der Arbeitnehmer für die Gewerkschaft – eine Folge des intensiven Drucks und der Drohungen von Seiten der Betriebsleitung.

Myriam Toribo arbeitet seit 2000 im Novotel. Seit 2005 unterstützt sie aktiv die Kampagne zur gewerkschaftlichen Organisierung des Hotels. In dieser Zeit wurde sie ebenso wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen schikaniert und diskriminiert, weil sie die Gewerkschaft unterstützte. Dazu gehörte, dass ihr von einem Vorgesetzten unter vier Augen erklärt wurde, die Gewerkschaft sei ‘nicht gut für sie’, und dass die Zuteilung ihrer Schichten nicht mehr entsprechend der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit erfolgte, wie dies ansonsten in dem Hotel üblich ist.

Im Februar dieses Jahres eskalierte die Situation, als Myriam ohne jedes ordnungsgemäße Verfahren entlassen wurde. Dies geschah, nachdem das Hotel neue Maßnahmen eingeführt hatte, um das Hauspersonal davon abzuhalten, während oder vor Beginn ihrer Schichten miteinander zu sprechen. Die Entlassung von Myriam wurde sodann dem übrigen Hauspersonal mitgeteilt, um es davon abzuhalten, die Gewerkschaft zu unterstützen. Anderen Gewerkschaftsanhängern wurde ebenfalls geraten ‘aufzupassen’, da sie die nächsten sein könnten.

Im April dieses Jahres bekundeten Arbeitnehmer des Novotel Ottawa mit großer Mehrheit ihre Unterstützung für die Gewerkschaft, und der Ortsverband 75 der UNITE HERE! verlangte eine Anerkennungsabstimmung. Daraufhin führte die Betriebsleitung eine aggressive Kampagne für ein ‘Nein bei der Abstimmung’ durch. Im Rahmen dieser Kampagne wurden Gewerkschaftsanhänger entlassen und Treffen mit Arbeitnehmern arrangiert, um sie von einer Unterstützung der Gewerkschaft abzubringen. Am Tag vor der Abstimmung wurde jedem einzelnen Arbeitnehmer ein Schreiben übergeben, worin zu einem ‘Nein’ bei der Abstimmung aufgefordert wurde. Dieser Druck hatte zur Folge, dass nur 50% für die Gewerkschaft stimmten, etwas weniger also, als für die Anerkennung erforderlich waren.

Auf einer vor kurzem durchgeführten Gewerkschaftsversammlung erklärte Jeff Segat, ein junger Vater von zwei Kindern, der die Organisierungskampagne unterstützt hatte und drei Wochen vor der Anerkennungsabstimmung als Koch im Novotel Ottawa entlassen worden war: “Ich gebe nicht auf, und wir geben nicht auf”! Während des G20-Gipfels und des von Organisationen der Zivilgesellschaft veranstalteten alternativen Volksgipfels in den kommenden Wochen wird die Gewerkschaftsfeindlichkeit bei Accor weiter in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Die Arbeitnehmer im Novotel Toronto haben mit überwältigender Mehrheit für Streikmaßnahmen gestimmt (für weitere Einzelheiten in Englisch hier klicken).

Im Oktober 2009 hat der Europäische Accor-Betriebsrat das Unternehmen aufgefordert, die mit der IUL getroffene internationale Vereinbarung über Gewerkschaftsrechte einzuhalten und seiner Verpflichtung nachzukommen, Arbeitnehmer gegen jegliche Diskriminierung zu schützen, die die Vereinigungsfreiheit einschränken könnte, indem es eine positive Haltung gegenüber UNITE HERE! einnimmt. Trotz europäischem und internationalem Druck lehnt es das Unternehmen weiterhin ab, eine Vereinbarung mit UNITE HERE! zu treffen, die die Vereinigungsfreiheit gewährleistet.

Accor-Arbeitnehmer in Kanada benötigen eure Unterstützung – hier klicken, um eine energische Botschaft an Accor zu senden! Macht dem Unternehmen klar, dass Verletzungen der mit der IUL getroffenen internationalen Vereinbarung über Gewerkschaftsrechte nicht toleriert werden und dass es die Gewerkschaft in diesen Hotels unverzüglich anerkennen sollte. Gewerkschaftsanhänger, die entlassen wurden, seit die Organisierungskampagne öffentlich betrieben wurde, müssen wieder eingestellt werden, und jenen, die durch verkürzte Schichten oder Arbeitszeiten bestraft wurden, müssen wieder ihre alten Löhne und Beschäftigungsbedingungen geboten werden.