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Gewerkschaften reisen aus ganz Indien an, um sich mit den Arbeitnehmern von Unilever Assam zu solidarisieren

12.04.10 News
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Vertreter/innen von 13 Gewerkschaften aus 10 Unilever India Betrieben reisten aus ganz Indien an, um sich am 27sten und 28sten März in Assam zu versammeln und auf noch nie da gewesene Weise ihre Solidarität mit der umkämpften Gewerkschaft im Unileverbetrieb in Doom Dooma zu bekunden. Manche Gewerkschafter/innen mussten für eine Strecke 4.200 Kilometer zurücklegen und eine 84-stündige Bahnfahrt auf sich nehmen, um an der Versammlung teilnehmen zu können.

An den beiden Tagen fand ein dichtes Tagungsprogramm des Verbands der Hindustan Lever Gewerkschaften statt, während die Hindustan Lever (PPF) Arbeitnehmergewerkschaft des Betriebs in Doom Dooma, die seit 2007 um grundlegende Rechte kämpft und übelsten gewerkschaftsfeindlichen Angriffen der Unternehmensleitung ausgesetzt ist, zu einer Generalversammlung aufrief.

Doom Dooma ist in einer Teeplantage gelegen, die früher Unilever gehört hat. Unilever verfügt in der Stadt über enormen Einfluss und unterließ keine Bemühungen, die Versammlung zu verhindern. Die Polizei verweigerte bis zur letzten Minute die Genehmigung für den Tagungsort und zwang die Teilnehmer, außerhalb von Doom Dooma zu tagen. Auftragnehmer des Betriebs wurden mobilisiert, um Störaktionen durchzuführen und die Gewerkschaftsdelegierten daran zu hindern, mit öffentlichen Transportmitteln zur Generalversammlung am 28. März zu gelangen. Privatpersonen, die die Delegierten bei sich unterbrachten, gerieten massiv unter Druck, sie aus ihren Häusern zu werfen.

Einige Wochen vor dem Treffen wurde im Betrieb und in der Stadt das Gerücht gestreut, dass die Aktion der Gewerkschaft zur Schließung des Betriebs führen würde (der zurzeit voll ausgelastet ist). Am 15. März warf der Betriebsleiter dem Gewerkschaftsvorsitzenden Biswa Kumar Bakti vor, alles darauf anzulegen, dass der Betrieb geschlossen würde, damit es zu gewalttätigen Ausschreitungen komme. Ähnliche Vorwürfe machte er der IUL und ihren Vertretern in Indien, dass auch sie nur eine Schließung des Betriebs verfolgten.

Der Konflikt nahm am 15. Juli 2007 seinen Anfang, als es zu Protesten der Beschäftigten kam, die eine ihnen laut Tarifvertrag zustehende und seit dem 1. April überfällige Provisionszahlung verlangten. Daraufhin sperrte die Unternehmensleitung 700 Gewerkschaftsmitglieder aus. Die Aussperrung wurde zugleich als Anlass für die Zerschlagung der Gewerkschaft genutzt. Die Unternehmensleitung verlangte von den Arbeitnehmern, ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft zurückzulegen und einer vom Unternehmen gesponserten Organisation beizutreten, und machte dies zur Bedingung für eine Rückkehr zur Arbeit.

Als die Aussperrung am 3. September für beendet erklärt wurde, wurde den Arbeitnehmern, die zur Arbeit zurückkehren wollten, der Zutritt zum Betrieb verweigert, sofern sie nicht aus der Gewerkschaft austraten und ihren Beitritt zu einer Organisation bestätigten, die während der Aussperrung mit Unterstützung des Unternehmens gegründet worden war. Der Konflikt hatte zur Folge, dass Gewerkschaftsfunktionäre und Mitglieder gekündigt und schikaniert wurden und mit der von der Unternehmensleitung gegründeten Pseudogewerkschaft ein dubioser Kollektivvertrag unterzeichnet wurde.

Die Gewerkschaft hat in den letzten zwei Jahren sieben Mal schriftlich dagegen protestiert, dass das Unternehmen die Mitgliedsbeiträge für die Unternehmensgewerkschaft auf illegale Weise einbehält, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten. Die einzige Reaktion kam am 15. März, als das Management den Gewerkschaftsvorsitzenden bedrohte und ihm vorwarf, es auf die Schließung des Betriebs anzulegen, weil er sich an die Unilever India Zentrale gewandt hatte, um gegen diesen eklatanten Gesetzesverstoß zu protestieren.

Auf der Tagung des Gewerkschaftsverbands am 28. März wurde einstimmig eine Entschließung verabschiedet, die Unilever aufruft, ihre illegale Finanzierung der Unternehmensgewerkschaft einzustellen und einer allgemeinen geheimen Wahl zuzustimmen, aus der hervorgehen soll, welche Gewerkschaft im Betrieb mehrheitlich unterstützt wird – Forderungen, die die IUL bei der OECD seit über zwei Jahren stellt.

Die Angriffe Unilevers auf die Gewerkschaft und das Recht der Arbeitnehmer auf Vereinigungsfreiheit bilden seit Oktober 2007 den Gegenstand einer anhaltenden Beschwerde vor der OECD durch die nationale Kontaktstelle der britischen Regierung.