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Nein zu GVOs! – ein Standpunkt von IUL Afrika

26.03.14 Editorial
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Afrika hat sich mit laufenden Feldversuchen in mindestens 7 Ländern im Zuge der Bestrebungen der Konzerne zur Ausweitung des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen zu einem Frontkontinent entwickelt. Es wird ein konzentrierter Vorstoß unternommen, um diese Ausweitung durch Erlangung der Kontrolle über Saatgut, Land, Wasser und politische Macht sicherzustellen. In diesem Zusammenhang ist es uns eine Freude, den nachstehenden Artikel von Omara Amuko, dem Regionalkoordinator von IUL Afrika für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt, zu veröffentlichen.

Die Afrikanische Union hat 2014 zum Jahr der Landwirtschaft und der Ernährungssicherung erklärt. Es wird überall in Afrika begangen werden. Es wird ein Jahr sein, das Gemeinschaften, Staaten und nichtstaatlichen Akteuren, einschließlich Gewerkschaften, Gelegenheiten bietet, zu interagieren und die Landwirtschaftspolitik und die landwirtschaftliche Praxis zu prägen.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Afrika über einen gut gestalteten, eigenen Rahmen für landwirtschaftliche Entwicklung und Umwandlung verfügt. Großangelegte Studien von UNCTAD und UNEP, die die organischen landwirtschaftlichen Praktiken in Afrika untersuchten, kamen zu dem Ergebnis, dass diese höhere Erträge als konventionelle Praktiken erbringen, die Einkommen steigern, die Armut verringern und die Umwelt schützen könnten. Der monumentale Bericht des Weltagrarrats (IAASTD) gelangte, ebenfalls gestützt auf afrikanische und andere Erfahrungen, zu ähnlichen Ergebnissen.

Aber die Landwirtschaft in Afrika droht von der Neuen Allianz für Ernährungssicherung der G8 und von Initiativen für öffentlich-private Partnerschaften (PPP) unter Führung von afrikanischen Regierungen und afrikanischen Eliten untergraben zu werden, die als Front für multinationale Konzerne dienen, die eine input-intensive Monokultur-Produktion, einschließlich transgener (GVO) Pflanzen, fördern. Europäische Beamte, Entscheidungsträger und pro-GV-Lobbyisten und -Wissenschaftler kamen im letzten Monat in Äthiopien zusammen, um sich bei Treffen mit Beamten und Landwirtschaftsministern der Afrikanischen Union für diese Agenda einzusetzen.

Die 1994 gegründete Bill & Melinda Gates-Stiftung übt erheblichen Einfluss auf die Weltagrarpolitik aus. Die Gates-Stiftung gibt vor, “neue Verfahren” zu fördern, “um den Bauern in Entwicklungsländern zu helfen, mehr Nahrungsmittel anzubauen und mehr Geld zu verdienen”, und unterstützt gleichzeitig offen gentechnische Projekte in Afrika und anderen Entwicklungsländern. Neben der Rockefeller-Stiftung unterstützt die Gates-Stiftung die Allianz für eine grüne Revolution in Afrika (AGRA) mit enormen Finanzmitteln. AGRA setzt sich aus einer Gruppe von Wissenschaftlern, Ökonomen und Konzernleitern zusammen, auch aus der Biotech-Industrie. Kofi Annan ist der Vorsitzende ihres Vorstands. AGRA öffnet den afrikanischen Kontinent für GV-Saatgut und -Pestizide der großen Agrochemie-Konzerne wie Monsanto, DuPont und Syngenta.

Hunger wird fälschlicherweise und zynisch vorgeschoben, um die Erschließung Afrikas als neuesten Prüfstand für GVOs zu rechtfertigen. Die GV-Technologie ist keine Lösung für den Hunger in Afrika, sondern vielmehr eine extraktive Investition, um durch die Patentierung von ausgewählten afrikanischen Pflanzen wie Maniok, Hirse, Sorghum und anderen hohe Gewinne zu erzielen. Transgene Pflanzen werden große Anbauflächen benötigen und die örtlichen Bauern von ihrem Land vertreiben (Landnahme). Die Bauern werden jedes Jahr neues Saatgut und die toxischen Chemikalien kaufen müssen, die für den Einsatz dieses Konzern-Saatguts erforderlich sind. Dadurch werden viele Bauern in die Verschuldung getrieben werden. Die Schuldenlast wird wahrscheinlich dazu führen, dass die Bauern ihre Höfe verlieren. Der Verlust der Höfe wird gleichbedeutend sein mit einem Verlust an Arbeitsplätzen in den ländlichen Gebieten, was zu einer Abwanderung in die Städte auf der Suche nach Arbeit führen wird. Statt Beschäftigung zu schaffen und die Armut zu verringern, wird das Konzernmodell der Landwirtschaft die Armut und den Hunger verschlimmern.

Die landwirtschaftlichen Arbeitskräfte werden immer mehr unter dem konzentrierten Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, dem verstärkten Einsatz von chemischen Düngemitteln und der Beanspruchung knapper Wasserressourcen durch die Konzerne leiden, die GVOs in der Nahrungsmittelerzeugung erforderlich machen.

Wir sollten uns von der Entschließung des 24. Kongresses im Hinblick auf ein Moratorium bei GVOs leiten lassen. Wir bitten daher alle unsere Mitgliedsverbände, insbesondere in Afrika, dringend, das Jahr der Landwirtschaft und der Ernährungssicherung 2014 zum Anlass zu nehmen, um unsere Regierungen aufzufordern, dass sie dem Druck der Konzerne standhalten und sich dem Druck, transgene Pflanzen in Afrika einzuführen, nicht beugen.

In Afrika gibt es bereits Organisationen, die gegen GVOs ins Feld ziehen, darunter die Koalition für die Rechte von Bauern und Anwaltschaft gegen GVOs (COFAM). Unser Mitgliedsverband, die Landarbeitergewerkschaft von Ghana (GAWU), ist ein Gründungsmitglied der COFAM. Wir sollten uns den Anti-GVO-Kampagnen anschließen und die Konzerne ins Visier nehmen, die GV-Technologie fördern - von Landwirtschafts- bis zu Lebensmittelketten. Wir müssen unsere Mitglieder aufklären und mobilisieren, damit sie ihren Beitrag leisten. Dank unserer Teilnahme an der Kampagne könnten wir die Unterstützung von Gruppen außerhalb der Gewerkschaftsbewegung erlangen und diese dazu ermutigen, unsere Anliegen einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. Wir können Kollektivvereinbarungen aushandeln, die die Lebensmittelkonzerne zu einer GV-freien Produktion verpflichten. Dadurch wird der Druck auf die Saatgutkonzerne, die die Technologie fördern, auf die TNKs, die die Pflanzen verarbeiten, und auf die nationalen und supranationalen politischen Organe in Afrika verstärkt. Bei dieser Arbeit können wir uns vom Vorsorgeprinzip leiten lassen.