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Bösartige gewerkschaftsfeindliche Offensive beim kolumbianischen Thunfischverarbeiter Seatech

30.09.10 News
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Seatech International ist ein kolumbianischer Thunfischverarbeiter, der sich dazu verpflichtet hat, "der Gesellschaft eine gesunde Umwelt mit nachhaltiger Entwicklung" zu geben. In dem Grossbetrieb des Unternehmens in Cartagena stellen 1500 Beschäftigte Van Camp’s Markenerzeugnisse für den Export in ganz Südamerika her. Doch nur 13 dieser Beschäftigten haben einen Dauervertrag. Alle übrigen sind Zeit-und Gelegenheitsarbeitskräfte, die jederzeit entlassen werden können.

Viele Arbeitnehmer/innen in dem Betrieb werden seit Jahrzehnten mit solchen "befristeten" Verträgen beschäftigt. Laut dem Personaldirektor des Unternehmens, Jaime Davila Pestana, ist es "nicht möglich", direkte Beschäftigte zu haben.

Am 7. August gründeten einhundert Seatech-Beschäftigte eine Gewerkschaft, die Gewerkschaft der Arbeitnehmer/innen der Lebensmittelindustrie (USTRIAL). Von der Gründung der Gewerkschaft zwei Tage später in Kenntnis gesetzt, begann die Betriebsleitung unverzüglich mit der Entlassung von Mitgliedern, darunter die meisten der Gewerkschaftsfunktionäre. Die Entlassungen gingen bis zum 12. August weiter, als der Betrieb "für Wartungsarbeiten" bis zum 23. August geschlossen wurde. Die Zahl der Entlassenen stieg dann auf 87. Laut Luis Pedraza, der die der IUL angeschlossene UNAC leitet, ist der Vorsitzende von USTRIAL, Fredis Marrugo - einer der 13 Festangestellten, ein Gefangener an seinem Arbeitsplatz, wo er ständig von Sicherheitskräften umgeben ist, die ihn daran hindern, mit Arbeitskollegen zu sprechen. Die Polizei hat den Betrieb abgesperrt und den entlassenen Arbeitskräften jeglichen Zugang versagt, nicht einmal zur Strasse.

Nachhaltige Entwicklung ist eine schöne Sache…
Seatech rühmt die Qualitätskontrollsysteme, mit deren Hilfe es "seine ethischen und sozialen Verantwortlichkeiten" erfüllt, während es gleichzeitig seine Belegschaft physisch dezimiert. Gewerkschaftsaktivisten bei Seatech haben eine Vereinigung gebildet, um  die Epidemie der Verletzungen durch wiederkehrende Belastung, von denen eine grosse Zahl der Beschäftigten betroffen ist, zu bewältigen. Die Fundación Manos Muertas (Stiftung Tote Hände) hilft den Opfern des Karpaltunnelsyndroms und anderer RSI-Schädigungen, die auf die strapaziösen Arbeitszeiten und das strapaziöse Arbeitstempo zurückzuführen sind. RSI-Schädigungen werden nicht als Berufskrankheiten anerkannt, sodass es Seatech freisteht, arbeitsunfähige Arbeitnehmer/innen ohne Entschädigung zu entlassen.

Mit den Worten der USTRIAL-Funktionärin Edna Guzman – seit 18 Jahren bei Seatech als Zeitarbeiterin beschäftigt: "Wir wollen der Welt zeigen, wer Seatech ist und wie es seinen berühmten Van Camp’s Thunfisch auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten herstellt. Alle müssen über die barbarischen Zustände hier informiert werden".

Die Seatech-Beschäftigten setzen mit Unterstützung der IUL und der nationalen Zentrale CUT ihre Mobilisierung für die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeitnehmer/innen, die Anerkennung der Gewerkschaft und Verhandlungen für eine Kollektivvereinbarung trotz der Komplizenschaft der örtlichen Polizei und von Regierungsbeamten fort.

Aktualisierte Meldungen und Interviews sind über die Website des lateinamerikanischen Regionalsekretariats der IUL zugänglich.