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Nestlés Jahresend-Lotterie – die falsche Schicht? OK, dann „bist du gefeuert“

05.01.12 News
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Am 25. Dezember, ein Tag, der für viele menschliche Grosszügigkeit und Güte symbolisiert, waren die Aktionen des grössten Nahrungsmittelkonzerns der Welt im Jahr 2011 für viele seiner Beschäftigten in Indonesien alles andere als grosszügig.

Nachdem die Nestlé-Beschäftigten in Panjang sich jahrelang bemüht hatten, Zugang zu ihren grundlegenden Menschenrechten bei der Arbeit zu erlangen, wurden sie Zielscheibe willkürlicher und rachsüchtiger Massnahmen seitens des Unternehmens. Sie wurden Opfer einer perversen Lotterie, wer verlor, verlor auch seinen Arbeitsplatz und seinen Lebensunterhalt.

Was geschah in Panjang? Am 5. Oktober beschlossen die Arbeiter/innen, einen Streik zu beenden und ab 13 Uhr die Arbeit wieder aufzunehmen. Die erste Schicht, die um 14 Uhr begann, arbeitete normal. Als erstaunliches Beispiel willkürlicher, unfairer und rachsüchtiger Massnahmen der Betriebsleitung wurden den Gewerkschaftsmitgliedern, die zu zwei späteren Schichten an diesem Tag und in der Nacht eingeteilt waren, Mitteilungen übergeben, die die Nachricht enthielten, dass sie „gekündigt“ hätten. Anscheinend war im Laufe des Nachmittags des 5. Oktobers irgendeine unbekannte von der Betriebsleitung gesetzte Frist für die Wiederaufnahme der Arbeit abgelaufen, und wer rein zufällig zur falschen Schicht eingeteilt war, war weg vom Fenster. Zu dieser unerhörten Massnahme der Betriebsleitung kam hinzu, dass an eben jenem Nachmittag Gewerkschaftsführer an einem auf Betreiben der Regierung veranstalteten Schlichtungstreffen mit dem Unternehmen teilnahmen, bei dem es um einige offene Kollektivverhandlungsfragen ging! Durch einen Zufall, wie die Betriebsleitung zweifellos behaupten wird, waren alle diese massgebenden Gewerkschaftsführer zu den späteren Schichten an diesem Tag eingeteilt, und sie wurden daher alle gefeuert!

„Dies entwickelte sich zu einer absurden und tragischen Lotterie. Dutzende unserer Mitglieder haben jetzt ihren Arbeitsplatz und ihren Lebensunterhalt verloren, nur weil sie zur falschen Schicht eingeteilt waren. Wären sie alle zur 14 Uhr-Schicht erschienen, wären sie wahrscheinlich wegen unbefugten Betretens des Betriebsgeländes gefeuert worden. So oder so gab es für sie in der Nestlé-Lotterie nichts zu gewinnen“, erklärte IUL-Generalsekretär Ron Oswald. Er fuhr fort: „Wenn das Nestlés Vorstellung von fairen und zivilisierten Arbeitsbeziehungen ist, kann es nicht hingenommen werden. Das ist willkürlich und brutal und muss rückgängig gemacht werden. Jede faire und unparteiische Beurteilung des tatsächlichen Geschehens in Panjang könnte nur zu dieser Schlussfolgerung gelangen. Wir werden weiterhin auf gerechte Abhilfe für unsere Mitglieder drängen, egal wie lange es dauert.“